Buchrezension: Molekulare Biotechnologie, herausgegeben von Michael Wink
Die aktualisierte zweite Auflage des Buches Molekulare Biotechnologie gibt einen hervorragender Überblick über das gesamte Themengebiet. Das Lehrbuch beeindruckt durch seine klare Gliederung, bietet eine Einführung in Methodik sowie Technologie und befasst sich mit Schwerpunktthemen wie Genomik oder Molekulare Diagnostik. Kapitel über Firmengründung, Marketing und Arzneimittelzulassung komplettieren das Werk.
Lehrbuch Molekulare Biotechnologie, herausgegeben von Prof. Michael Wink
© Wiley - VCH
Einen umfassenden Überblick über die Molekulare Biotechnologie bietet die zweite aktualisierte Auflage des Buches Molekulare Biotechnologie – Konzepte, Methoden und Anwendungen. Mit insgesamt 42 Autoren hat der Herausgeber Prof. Dr. Michael Wink von der Universität Heidelberg eine Gruppe von Experten zu den zahlreichen Themen der Molekularen Biotechnologie zusammengestellt.
In dem in vier Hauptteile gegliederten Lehrbuch führt Professor Wink zunächst in den ersten sechs Kapiteln schnell und gut bebildert in die Grundlagen der Molekular- und Zellbiologie ein. Die Grundlagen werden hier in Kürze dargestellt und bieten eine gute Gelegenheit sich in das Thema einzulesen. Wie Wink schon in seinem Vorwort schreibt, ersetzen sie jedoch nicht die Grundkenntnisse der Molekular- und Zellbiologie, die zum Beispiel in Alberts et al., 2011 „Molekularbiologie der Zelle“ zu finden sind. Damit wird klar, dass sich das Buch besonders an Studierende der Biotechnologie richtet und Grundkenntnisse voraussetzt.
Leichteres Lernen
Schon in den ersten Kapiteln fallen zwei Funktionen auf, die sich durch das gesamte Buch ziehen und es dem Leser erleichtern, die komplexen Zusammenhänge zu verstehen: Zunächst beginnt jedes der 39 Kapitel mit dem sogenannten Lernziel. Die hier aufgeführte kurze Zusammenfassung des Kapitelinhalts bereitet den Leser auf den Kapitelinhalt vor und setzt das Thema in den Zusammenhang mit der Molekularen Biotechnologie. Gleichzeitig geben zahlreiche Tabellen einen guten Überblick über all die Dinge, die den Text überladen würden, angefangen bei einer Auflistung von Zell- und Gewebetypen, über Wirtsorganismen und Vektoren bis hin zu Problemen, die bei der Proteinexpression auftreten können.
Im zweiten Teil wird auf Rüstzeug der molekularen Biotechnologie eingegangen, die Methodik. Dabei sind Isolierung und Reinigung von Proteinen genauso ein Thema wie die Anwendung von Lasern oder die Mikroskopie. In einer kurzen Einleitung wird zunächst beschrieben, welches Ziel hinter der eingesetzten Methode steht. Um zum Beispiel die Funktion eines Proteins zu charakterisieren, ist die Isolierung aus Zelle und Gewebe unerlässlich. Zahlreiche Kapitel beinhalten zudem Beispiele, die - nachdem die Methoden erklärt wurden - gezielt eine Anwendung im Labor deutlich machen. So wird zum Beispiel die Reinigung der Nucleosiddiphosphat-Kinase, ein cytosolisches Enzym, das die Übertragung von Phosphatresten auf Nucleosiddiphosphate ermöglicht, beschrieben.
Mehr als Laboralltag
Gut ausgestattet mit den verschiedenen Methoden der Biotechnologie, widmet sich der Leser in Teil 3 den Schwerpunktthemen der Molekularen Biotechnologie. Von der Genomik, über die Bioinformatik bis zur Molekularen Diagnostik in der Medizin findet man einen guten Überblick über das Fachgebiet. Nicht alle, jedoch viele der Kapitel enthalten lehrreiche Abbildungen sowie Bilder, die teilweise aus der aktuellen Forschung entnommen wurden.
Der vierte Teil macht einen Ausflug in die wirtschaftlichen Perspektiven der Molekularen Biotechnologie. Weg vom Laboralltag wird der Leser nun mitgenommen zu den Herausforderungen, die ein kleines Biotech-Start-up mit sich bringt, und er erfährt, wie man sich seine Ideen schützen lassen kann. Unter anderem wird die Zusammenarbeit zwischen der Biotechnologie-Branche und den sogenannten Big-Pharma-Unternehmen auf interessante Weise beleuchtet, deren Unterschiede und Abhängigkeiten werden deutlich gemacht. Mit dem kleinen 1x1 der Firmengründung wird dem Studierenden eine Option außerhalb des wissenschaftlichen Laboralltags aufgezeigt. Dieser Aspekt kommt sonst im üblichen Studium womöglich zu kurz.
Nicht unerwähnt bleiben darf das umfangreiche Literaturverzeichnis des Gesamtwerks. Der interessierte Leser kann sich hier schlau machen, welche Primär- und Sekundärliteratur beziehungsweise Internetseiten sich für ein weiterführendes Studium des entsprechenden Kapitels eignen würden. Das ausführliche Glossar bildet einen schönen Abschluss des für das Hochschulstudium nur zu empfehlenden Buches.