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Das Mannheimer Heinrich-Lanz-Zentrum für Personalisierte Medizin

An der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg entsteht ein Zentrum für die Translationale Forschung und Personalisierte Medizin, von dem neue Impulse für die Entwicklung neuer Therapieformen in Zusammenarbeit mit Partnern im In- und Ausland erwartet werden. Dazu gehört auch eine einzigartige, groß angelegte, grenzüberschreitende Forschungskooperation, das „French-German Advanced Translational Drug Discovery Center“.

„Translationale Forschung“ bedeutet, Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung direkt in die klinische Forschung und letztlich in neue Therapieformen zum Wohle der Patienten zu übertragen. In der „Personalisierten Medizin“ werden die besonderen Krankheitsmerkmale eines Patienten – insbesondere seine genetischen Merkmale - anhand spezifischer diagnostischer Marker ermittelt, um eine auf diese Person oder Personengruppe zugeschnittene Therapie zu finden. Dadurch bleiben dem Patienten unwirksame Therapien erspart und Nebenwirkungen können reduziert werden. Das Konzept einer personalisierten Medizin hat bei einigen Krebskrankheiten bereits wichtige Erfolge erzielt. Doch auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ II-Diabetes oder bei psychischen Störungen wurden Hoffnungen geweckt, dass eine zielgerichtete, maßgeschneiderte Behandlung den Durchbruch zu neuen, verbesserten Therapien bringen könnte.

Motor der translationalen Forschung

Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Uwe Bicker, Dekan der Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg. © UMM

Jetzt hat die Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg ein Zentrum zur Erforschung und Entwicklung zielgerichteter, neuer Therapieansätze gegründet, das als Plattform zur Bündelung von Forschungsprojekten über Fächerdisziplinen hinweg dient. Dieses auf dem Campus des Mannheimer Universitätsklinikums betriebene Kompetenzzentrum der translationalen Medizin trägt den Namen „Heinrich-Lanz-Zentrum für Personalisierte Medizin“ und wird langfristig aus dem Vermögen der Heinrich-Lanz-Stiftung in Mannheim gefördert.

Die Medizinische Fakultät Mannheim verspricht sich von der Neugründung eine deutliche Zunahme ihrer translationalen Forschungsaktivitäten – „von der Laborbank bis zum Krankenbett“. Wie der Dekan der Fakultät, Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Uwe Bicker, erklärte, stehen erste Projekte von Wissenschaftlern der Fakultät und des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit „schon in den Startlöchern, um über das Zentrum umgesetzt zu werden.“ Das Heinrich-Lanz-Zentrum soll vor allem ein Motor sein, um Wissenschaftler der Fakultät und der Universität bei der Initiierung, Koordination und Durchführung von interdisziplinären Forschungskooperationen mit Institutionen des In- und Auslandes zu unterstützen.

Einzigartige deutsch-französische Forschungskooperation

Eröffnung der deutsch-französischen Woche der Wissenschaften im Eylsee-Palast durch Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (links außen) und die französische Wissenschaftsministerin Geneviéve Fioraso (rechts außen) am 15.04.2013 in Paris. © BMBF

Zusammen mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg wird das Heinrich-Lanz-Zentrum auch als Partner an einer bisher einzigartigen, grenzüberschreitenden Forschungskooperation beteiligt sein, dem „French-German Advanced Translational Drug Discovery Center“ (FGATC). Anlässlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages, der die Freundschaft zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland vertraglich besiegelte, eröffneten im April 2013 am gleichen Ort Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka und ihre französische Amtskollegin Geneviève Fioraso feierlich die „Deutsch-Französische Woche der Wissenschaften“ (La Semaine Franco-Allemande de la Science et des Alumni). Zu den sieben, dabei verkündeten, großen transnationalen Kooperationen gehörte auch das FGATC, als eine deutsch-französische öffentlich-private Partnerschaft (public-private-partnership, PPP). In Anwesenheit der beiden Ministerinnen unterzeichneten für das Heinrich-Lanz-Zentrum der Dekan der Medizinischen Fakultät Mannheim Prof. Bühler und für das DKFZ der Vorstandsvorsitzende Prof. Otmar Wiestler das Memorandum zur Forschungszusammenarbeit. Als Partner auf französischer Seite unterzeichneten das Dokument der Präsident der Universität Straßburg, der Vorstandsvorsitzende von INSERM (Institut national de la santé et de la recherche médicale) und der Präsident, für den Bereich Global Research & Development, des Pharmakonzerns Sanofi, der in Straßburg ein großes Forschungs- und Entwicklungszentrum betreibt.

Wolfgang Pföhler, Vorsitzender der Heinrich-Lanz-Stiftung. © DKG

In der Partnerschaft werden herausragende Forschungsinstitutionen im Oberrheintal, beiderseits der deutsch-französischen Grenze, im Sinne eines geeinten Europas, das 1963 mit dem Elysée-Vertrag seinen Anfang genommen hat, miteinander verbunden. Wie der Name FGATC andeutet, dient die Forschungskooperation vor allem der Entdeckung von Wirkstoffen und der Entwicklung von Arzneimitteln, die für fortgeschrittene, maßgeschneiderte Therapien eingesetzt werden können. Durch die Beteiligung eines globalen pharmazeutischen Unternehmens an der PPP sind auch Expertise und Ressourcen vorhanden, um erfolgreiche Wirkstoffkandidaten bis zum marktreifen Medikament zu entwickeln. Sanofi bringt in das neue Drug Discovery Center, zusammen mit der Universität Straßburg, auch neue Methoden des Wirkstoff-Screenings auf der Basis neuer In-Vitro-Bildgebungsverfahren für die Grundlagenforschung ein. Das Heinrich-Lanz-Zentrum und das DKFZ werden diese wissenschaftlichen Ergebnisse vor allem in die translationale und klinische Forschung übertragen. Umgekehrt sollen aber auch Erkenntnisse der klinischen Forschung wieder zurück in die Grundlagenforschung fließen – vom Krankenbett an die Laborbank.

Die Heinrich-Lanz-Stiftung

Der Aufbau des Zentrums wird durch die Heinrich-Lanz-Stiftung möglich gemacht, die für das laufenden Jahr 130.000 Euro bereitgestellt hat und die Arbeiten ab 2014 jährlich mit mindestens 220.000 Euro langfristig unterstützen wird. Der Vorsitzende des Stiftungsverwaltungsrates, Wolfgang Pföhler, der als ehemaliger Sozialbürgermeister der Stadt und langjähriger Geschäftsführer des Universitätsklinikums eng mit Mannheim verbunden ist, erklärte bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages, dass mit dieser Unterstützung ein nachhaltiger Beitrag zum Ausbau des Wissenschaftsstandortes Mannheim geleistet werde, der ganz in der Tradition der Stiftungsgründer liege.

Julia Lanz (1843-1926), Stiftungsgründerin. © Heinrich-Lanz-Stiftung

Heinrich Lanz hatte mit der Herstellung von Landmaschinen ein Unternehmen von Weltgeltung aufgebaut (LANZ, später von John Deere übernommen) und zusammen mit Carl Benz die Stadt Mannheim zu einem der bedeutendsten Industriestandorte im Deutschen Reich gemacht. Die Gründung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften geht auf seine Initiative zurück, wurde aber erst nach seinem Tod 1905 durch seine Frau Julia Lanz, die das Stiftungswerk fortsetzte, verwirklicht. Julia Lanz unterstützte auch das berühmte Nationaltheater, gründete die nach ihrem Mann benannte Handelshochschule (heute Gewerbe- und Berufsfachschule) und war Vorsitzende des Mannheimer Frauenverbandes. 1916 gründete Julia Lanz eine Stiftung zum Betrieb des Heinrich-Lanz-Krankenhauses in Mannheim, einer für die damalige Zeit medizinisch und sozial vorbildhaften Einrichtung. Als die Stiftung aus dem durch Fusion des Heinrich-Lanz-Krankenhauses mit dem, Diakonissenkrankenhaus gebildeten, Diakoniekrankenhaus Mannheim ausschied, wurden Gelder frei, die jetzt im Anspruch und Auftrag der Stiftungsgründer für die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung im neuen Zentrum für personalisierte Medizin eingesetzt werden.

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