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Dem Bauplan des Lebens auf der Spur – Alt und Jung schnuppern Laborluft bei GATC

Rund 20 naturwissenschaftlich Begeisterte ließen sich im Rahmen der von BioLAGO gemeinsam mit der Volkshochschule Konstanz-Singen initiierten Veranstaltungsreihe zur Gentechnologie bei einem Vortrag und Laborrundgang im Konstanzer Unternehmen GATC Biotech in die Welt der Erbgutentschlüsselung entführen. So mancher nutzte die Gelegenheit zur Berufsorientierung, während andere nach wertvollen Erkenntnissen für ihre eigene Tätigkeit suchten.

Dr. Christopher Bauser, Leiter der Forschung & Entwicklung bei GATC, stand den Teilnehmern Rede und Antwort. © Michael Statnik

„Am liebsten möchte ich Meeresbiologe werden oder mich mit der Gentechnik beschäftigen“, sagt der 14-jährige Marc Burberg mit leuchtenden Augen. In Begeleitung seiner Mutter hatte der Realschüler aus Stockach die Chance wahrgenommen, sich rund um die DNA und die Arbeit eines forschenden Biotechnologieunternehmens zu informieren. „Da ich mich für Naturwissenschaften interessiere, erhoffe ich mir durch die Präsentation einiges über den Forscherberuf zu erfahren und nebenbei ganz viele Infos für mein Referat in der Schule zum Thema Zellen zu sammeln“, so der Jugendliche kurz vor Beginn der Veranstaltung bei der GATC. Die riesige Vorfreude und Neugier war dem Schüler sowie allen anderen Anwesenden deutlich anzusehen.

Umfassender Einblick in Theorie und Praxis

Schon wenige Augenblicke später ließ Dr. Christopher Bauser, Leiter der Forschung und Entwicklung bei GATC, die Teilnehmer in einem spannenden, bildhaften Vortrag in die aufregenden DNA-Sphären eintauchen. So erfuhren die Anwesenden zunächst alles Wissenswerte zum Aufbau der Desoxyribonukleinsäure und der menschlichen Chromosomen, bevor der Konstanzer Forscher auf chemische Vorgänge in der Zelle einging und anschaulich verdeutlichte, welche Gene dafür sorgten, dass Veilchen lila oder weiß gefärbt sein können, und auf welche Art und Weise das Erbgut bestimmt, ob Hefe Bier oder Penicilin herstellen kann. Anhand von Praxisbeispielen informierte der Wissenschaftler über die Tätigkeit der GATC im Bereich DNA-Sequenzierung. Für Diskussion und großes Erstaunen im Saal sorgte die Tatsache, dass Farn-Pflanzen und Grashüpfer mehr Basenpaare als der Mensch besäßen und sich somit die Überlegenheit des Menschen aus reinen Daten der Genetik nicht ableiten ließe. Mit immer wieder interessanten Fragen zeigten die Teilnehmer, welch teils ausgeprägte Fachkenntnisse sie bereits mitbrachten. Große Augen machten die Besucher bei der anschließenden Führung durch die Labors der GATC, bei der sie hautnah erleben konnten, wie DNA-Proben aufbereitet werden. Außerdem konnten sie die verschiedensten Sequenziergeräte kennenlernen und sie wurden über die interdisziplinäre Team-Arbeit in einem Biotechnologie-Betrieb aufgeklärt. 

Schüler Marc Burberg mit einer Mitarbeiterin im GATC-Labor.
Der Schüler Marc Burberg durfte den Mitarbeitern der GATC über die Schulter blicken. © Michael Statnik

Über den Tellerrand hinausschauen

„Heute habe ich eine Menge dazugelernt und könnte mir einen Job bei der GATC gut vorstellen, am liebsten an den eindrucksvollen Maschinen“, sagte der 14-jährige Marc Burberg nach dem theoretischen und praktischen Einblick in die Gentechnologie. Obwohl er nach wie vor „einen großen Respekt“ vor den Möglichkeiten der modernen Gentechnik habe, konnte er durch den Schnuppertag seine Ängste und Bedenken abbauen. Überrascht habe den Realschüler insbesondere, dass er beim Vortrag über die DNA „so viel verstanden“ habe, obwohl er dazu in der Schule und in seiner Freizeit bisher „nur für Kinder und Jugendliche geschriebene“ Lektüre gelesen habe. In der Zukunft plant der Realschüler, sich bei der GATC um einen Praktikumsplatz zu bewerben.

Während der 14-jährige Marc Burberg noch nach seiner Traumbeschäftigung sucht, hat Stefan Zbornik sie schon gefunden. Für den Wirtschaftsinformatiker bot die Unternehmensbesichtigung beim DNA-Sequenzierer vor allem die Chance, Parallelen zum eigenen Beruf zu finden und über den Tellerrand hinauszuschauen. „Da ich mich in meiner Tätigkeit mit der Langzeitarchivierung beschäftige, hat mich insbesondere interessiert, wie große Datenmengen in der Welt der DNA in einem Biotechnologie-Unternehmen über große Zeitspannen gespeichert werden“, so Stefan Zbornik. Wie der Wirtschaftsinformatiker erklärt, habe er ein „rationales Verständnis“ für neuartige Gentechnologien im Allgemeinen, bemerkt aber, dass es für die Zukunft wichtig sei, dass die Politik weiterhin einen bestimmten Rahmen vorgibt, damit „gewisse Grenzen nicht überschritten“ werden.

Von einer offenen Kommunikation können alle profitieren

Zwischen Reagenzgläsern und Sequenziergeräten: Dr. Christopher Bauser gewährte den naturwissenschaftlich Interessierten einen Blick hinter die Kulissen der GATC Biotech. © MIchael Statnik

Seit Jahren ist das Konstanzer Biotech-Unternehmen GATC Biotech bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit in Form von „Tagen der offenen Tür“ und Firmenbesichtigungen sehr aktiv. Dr. Christopher Bauser sieht in dieser Art der Wissenschaftskommunikation eine „gute Möglichkeit der Weiterbildung, egal aus welcher Branche man selbst komme“. Wie der Wissenschaftler berichtet, könne „eine transparente Darstellung“ der Arbeit der GATC die Akzeptanz für Neue Technologien fördern. Peter Pohl, CEO der GATC, bezeichnet diese lebendige Art der Wissenschaftsvermittlung als sehr wichtig und sieht darin auch einen beiderseitigen Nutzen: „Oftmals kennt man DNA-Analysen nur aus den Krimiserien im Fernsehen. Mit unseren DNA-Analysen helfen wir mit, die Gesundheit der Menschen zu verbessern, in Produktionsprozessen der Industrie zu helfen und viele grundlegende Fragen in der Wissenschaft zu lösen. Da wir in Europa der führende Anbieter solcher Services sind, benötigen wir hervorragende Mitarbeiter, die wir auch über unsere Öffentlichkeitsarbeit finden".

Wie der Vorstand der GATC erklärt, werde die offene Kommunikationsarbeit auch in den nächsten Jahren weiter verfolgt werden: „Die Aufklärung über die Life Sciences in der Öffentlichkeit und der Austausch mit verschiedenen Zielgruppen haben bei uns eine hohe Priorität. Wir sind die Guten, und das kann ruhig jeder mitbekommen.“

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