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Ein wichtiger Meilenstein für M-Scan

Vor nicht einmal zwei Jahren entstand die Freiburger M-Scan GmbH, und schon ist ein weiterer großer Schritt getan: seit einigen Wochen ist das Analytik-Unternehmen nach den Richtlinien der „Good Manufacturing Practice“ (GMP) zertifiziert. Damit ist M-Scan qualifiziert, Analysen von Biopharmazeutika und chemischen Produkten entsprechend der von den Behörden für Arzneimittelüberwachung geforderten Richtlinien anzubieten – für Pharma- und Biotechfirmen, die Medikamente entwickeln, ein unverzichtbarer Service.

Mit ihren Analysemethoden kann die M-Scan GmbH die Struktur solcher komplexen Moleküle genau aufklären. © M-Scan GmbH

Der Weg von einer neu entdeckten Substanz zu einem marktreifen Medikament ist lang und mühsam – nur etwa 10 Prozent aller gefundenen Stoffe schaffen es durch das Zulassungsverfahren. Jeder Schritt ist durch die Behörden für Arzneimittelüberwachung strengstens reglementiert. Dazu gehört auch, dass eine Substanz chemisch genauestens charakterisiert sein muss, bevor sie auf den Markt kommt. Pharma- und vor allem die kleinen Biotechfirmen haben oft nicht die Expertise, um eine vollständige Analyse ihres Antikörper- oder (Glyko-) Protein-Produktes durchzuführen. Die seit 2007 im Freiburger BioTechPark ansässige Firma M-Scan GmbH ist dann der Spezialist der Wahl. Mit ihren Verfahren der Massenspektrometrie und weiteren komplexen Analysentechniken können die Experten nicht nur die Aminosäuresequenz eines Proteins bestimmen oder die Zuckerstrukturen eines Glykoproteins aufklären, sondern auch jede weitere Modifikation (sogenannte posttranslationale Modifikationen, PTM) oder Verunreinigung entdecken und charakterisieren. Damit Medikamententwickler die so erhaltenen Daten den Zulassungsbehörden vorlegen können, müssen die Analysen im Rahmen der sogenannten guten Herstellungspraxis oder Good Manufacturing Practice (GMP) stattfinden. „Mit unserer GMP-Zertifizierung können wir jetzt einen Service mit gesichertem Qualitätsstandard anbieten“, sagt Dr. Matthias Berg, Laborleiter der M-Scan GmbH.

Ein große Hürde ist genommen

Hinter dem Begriff GMP verbergen sich Richtlinien, die die Qualität der Produktionsabläufe bei der Herstellung von Arzneimitteln, Wirkstoffen und Medizinprodukten sichern sollen. Eine gesicherte Qualität ist bei der Produktion von Medikamenten von zentraler Bedeutung, denn es geht letztlich um die Gesundheit der Verbraucher. Jeder einzelne Schritt bei der Entwicklung eines neuen Medikaments, von der Forschung über die vorklinische Phase bis hin zu den klinischen Studien, muss sehr genau kontrolliert und dokumentiert werden, so will es der Gesetzgeber. Die M-Scan GmbH analysiert die chemische Struktur einer Substanz und prüft diese auf etwaige Verunreinigungen. Des Weiteren kann sie Firmen unterstützen, die Qualität des Herstellungsverfahrens des zugelassenen Medikaments zu kontrollieren, auch zehn Jahre nach der Zulassung. „Im Grunde können wir ein Produkt von der ersten Entwicklung bis zur Apotheke begleiten“, sagt Andrew Reason, geschäftsführender Direktor der M-Scan GmbH. Das GMP-Zertifikat bescheinigt dem Unternehmen nun, dass die bei M-Scan durchgeführten Analysen den Qualitätsstandards der deutschen und internationalen Arzneimittelbehörden (BfArM, EMEA, FDA etc.) in jeder Hinsicht entsprechen.

das Schaltventil eines Flüssig-Chromatographen © M-Scan GmbH

Dabei ist es nicht eben leicht, ein GMP-Zertifikat zu bekommen. Dazu musste der gesamte Arbeitsablauf der M-Scan GmbH nach sehr strengen Kriterien gestaltet werden. Jeder Arbeitsschritt vom Erhalt der Probe bis zur fertigen Analyse ist in firmeninternen Standardarbeitsanweisungen (Standard Operating Procedures) festgehalten und muss befolgt werden. Der mit der Analyse betraute Mitarbeiter muss jeden seiner Arbeitsschritte genauestens protokollieren, so dass während einer Überprüfung durch nationale oder internationale Behörden selbst zehn Jahre später die Einzelschritte der Analyse genau nachverfolgt werden können. Des Weiteren müssen alle Geräte regelmäßig qualifiziert und im täglichen Betrieb überprüft werden (Kalibrierung, System Suitability Test), damit die Messungen stets ein exaktes Ergebnis liefern. Das betrifft nicht nur die komplexen Analysegeräte, sondern alle Geräte im Labor. „Zur Kontrolle der Kühlleistung des Kühlschranks, in dem die Proben gelagert werden, reicht es nicht, dass man ein Thermometer reinlegt“, erläutert Berg. „Man muss den Kühlschrank kartieren, das heißt in kleine Quadrate aufteilen und pro Quadrat wird die Temperatur mittels eines kalibrierten Datenloggers erfasst.“ Die Anforderungen und der damit verbundene Arbeitsaufwand sind also sehr hoch. Es ist vorbildlich, dass die M-Scan GmbH nach nicht einmal zwei Jahren ihrer Existenz diese wichtige Hürde genommen hat. Und das, obwohl die Firma ihre Arbeitsabläufe an die GMP-Richtlinien angepasst hat, während das alltägliche Geschäft bereits lief.

Rückgriff auf bereits vorhandene Erfahrung

„Geholfen hat sicherlich die Tatsache, dass schon unsere Firmensitze in England, in der Schweiz und in den USA GMP-zertifiziert sind“, sagt Reason. „Dort haben wir bereits langjährige Erfahrung in der Auftragsanalytik nach GMP“. Jetzt ist die Freiburger Niederlassung ähnlich gewappnet für den wachsenden deutschen und europäischen Markt wie ihre Partnerniederlassungen. Und auch über zukünftige Investitionen beraten die Entscheidungsträger bereits, denn die Räumlichkeiten im BioTechPark Freiburg lassen Wachstum durchaus zu. „Eine Idee ist, Proteinproben in Zukunft auch im Hinblick auf sogenannte Aggregationen zu testen“, sagt Reason. „Besonders bei Antikörpern kommt es vor, dass sie aneinander binden und unlösliche Aggregate bilden.“ Um ihren Kunden solche Analysen anbieten zu können, benötigen die Experten der M-Scan GmbH jedoch einen speziellen Detektor. „Für ein junges Unternehmen ist der Kauf eines solchen Gerätes natürlich eine finanzielle Investition“, sagt Berg. „Jedoch erweitern wir unser Portfolio der Proteincharakterisierung damit um eine weitere wichtige Methode und können unseren Kunden das ganze Proteincharakterisierungspaket aus einer Hand anbieten.“

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