FAST: Weiterbildung im wissenschaftlichen Projekt
Die Freiburg Academy of Science and Technology – kurz FAST – ist an der Schnittstelle zwischen der Universität Freiburg und den Unternehmen der Region tätig. Sie vermittelt interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Unternehmen eine berufsbegleitende Weiterbildung in Form von aktiver Mitarbeit in einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe und eröffnet neue Chancen für die Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
Im Jahr 2012 entstand die Freiburg Academy of Science and Technology (FAST) als ein Teilprojekt im Verbundprojekt „Freiräume für Wissenschaftliche Weiterbildung“ der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Freiburger Fraunhofer-Institute. Seit April 2015 wird die Akademie bereits in der zweiten Förderphase des Bund-Länder-Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschule“ gefördert. Die Förderung ermöglicht es dem Team um FAST, eine kostenfreie Vermittlung von individuellen Weiterbildungen in der Wissenschaft anzubieten.
Anders als bei gängigen Weiterbildungen geht es hier nicht darum, Wissen vertikal von einem Lehrenden auf den Lernenden zu übertragen. Stattdessen werden Projekte vermittelt, bei denen ein/eine Unternehmensmitarbeiter/in in einer Freiburger Arbeitsgruppe der Universität oder Fraunhofer-Institute auf Augenhöhe mitarbeitet. Dieses Format wird als „Training on the Project“ (ToP) bezeichnet. Es ermöglicht der Person die Durchführung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten des eigenen Unternehmens mit der Erfahrung und der Infrastruktur einer passenden Hochschulgruppe, wodurch die Beteiligten beider Seiten ihre Kompetenzen erweitern können. Vermittelt werden durch das „Mitarbeiten“ deshalb nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch methodische und persönliche Kompetenzen.
Weiterbildung in der tagesaktuellen Forschung
Jochen Ehrenreich betreut die wirtschafts- und geisteswissenschaftlichen Projekte bei FAST.
© studioline
Mit dem Format lassen sich berufsbegleitende Weiterbildung, Personalentwicklung und Forschungskooperation miteinander verknüpfen. Weil die Projekte immer in der aktuellen Forschung verwurzelt sind, ist das Ergebnis meist offen. So ist es oft nicht vorhersagbar, ob eine Anwendung aus der durchgeführten Forschung erkennbar sein wird. Aber kaum eine andere Weiterbildung kann einen so tagesaktuellen Einblick in die aktive Forschung geben. Insbesondere für die Mitarbeiter/innen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) ist ein Zugang zum wissenschaftlichen Umfeld ein Gewinn.
Der erste Schritt zu einem „Training on the Project“ oder anderen Vermittlungsfragen ist immer eine Interessensbekundung seitens des Unternehmens gegenüber FAST.„Die richtige Arbeitsgruppe zu finden, dauert natürlich eine Weile“, sagt Jochen Ehrenreich, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei FAST, „aber wir können zeitnah eine Rückmeldung geben: ‚wir sind im Gespräch‘ oder ‚wir haben leider noch nichts gefunden, suchen aber noch weiter‘ oder ‚wenden Sie sich doch da oder dort hin‘.“ Mit dem Angebot werden primär Unternehmen aus der Region Freiburg angesprochen, da die Nähe zu den Freiburger Arbeitsgruppen für ein Projekt vor Ort wichtig ist.
Die Projektpartner müssen zueinander passen
Damaris Jankowski betreut die naturwissenschaftlichen und medizinischen Projekte bei FAST.
© Jasmin Rindlisbacher
Nicht nur die Thematik von Unternehmen, Arbeitsgruppe und angestrebtem Projekt muss zusammenpassen: Auch der Wunsch zur kooperativen Arbeit und die Offenheit und Anwendungsorientierung müssen zueinander passen, um sich aufeinander einzulassen. Wenn es dann konkret wird, geht laut Damaris Jankowski, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei FAST, alles ganz schnell: „Weil wir sehr gute Kontakte in die Universität, die Uniklinik und die Fraunhofer-Institute haben. Wir versuchen dann die Leute zeitnah an einem Tisch zusammenzubringen.“
Sind zwei passende Projektpartner gefunden, kann die Zusammenarbeit einiges bewirken. Das eigentliche Ziel von FAST ist es, neben der Weiterbildung von einzelnen Unternehmensmitarbeiter/innen die Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu stärken und die Hemmschwellen abzubauen, die Unternehmen davon abhalten, mit wissenschaftlichen Arbeitsgruppen zusammenzuarbeiten. Ehrenreich formuliert es so, dass „FAST Leute zusammenbringt, die sonst nicht zusammenfinden würden.“ Dabei sind die Vorteile für die Unternehmen vielfältig. Ein gemeinsames Projekt bedeutet Zugang zu Wissenschaftler/innen, die mit viel mehr Zeit an einzelnen Fragestellungen arbeiten können und in ihrem Themengebiet stark vernetzt sind. Auch die Möglichkeiten, Fördermittel zu beantragen, wachsen beachtlich, da diese oft an eine Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gebunden sind.
Durch die erste Zusammenarbeit im FAST-Projekt lernen sich Unternehmen und Arbeitsgruppe sehr gut kennen und können später – unabhängig von FAST – eventuell neue Projekte angehen und zum Beispiel ZIM-Förderung beantragen.
Die Freiburg Academy of Science and Technology vernetzt Unternehmen mit Arbeitsgruppen aus der Universität und Fraunhofer-Instituten über ein gemeinsames Projekt eines Mitarbeitenden. Vom „Training on the Project“ profitieren alle Beteiligten in vielfacher Hinsicht.
© FAST, Universität Freiburg
Der Flexibilität der eigentlichen „Trainings on the Project“ sind keine Grenzen gesetzt. Es gab schon Projekte von wenigen Stunden, zum Beispiel, um bei der Anwendung einer Methode dabei zu sein, bis hin zu einem halben Jahr mit regelmäßiger Mitarbeit von einem Tag in der Woche. Es fallen für das Unternehmen außer der Personalfreistellung und eventuell Materialkosten keine weiteren Kosten an, und auch Bedenken der Geheimhaltung oder späteren Lizenzierung werden bereits vorab gemeinsam besprochen. Für die Zusammenarbeit ist natürlich ein gewisses Grundvertrauen notwendig, damit am Ende alle Beteiligten von dem Austausch profitieren und sich keiner benachteiligt fühlt.
Erfolgreiche Kooperation endet nicht nach dem ersten Projekt
Sehr bereitwillig erzählen Ehrenreich und Jankowski von ihrem Vorzeigeprojekt, bei dem eine Zusammenarbeit zwischen der Firma Philipp Kirsch GmbH und einer Freiburger Arbeitsgruppe zustande kam. Das Unternehmen, das Kühlgeräte unter anderem für Labore herstellt, wollte die Kompetenzen im Bereich von neuen Materialien in der Kühltechnologie erweitern. Das FAST-Team fand zu diesem Zweck eine geeignete Arbeitsgruppe, in der dann der Geschäftsführer sowie der Entwicklungsleiter des Unternehmens ein „Training on the Project“ absolvieren konnten, um an einer effizienteren Kühltechnik zu forschen. Das Projekt schloss sehr erfolgreich ab und gewann sogar den "Weiterbildungspreis Baden-Württemberg HOCHSCHULEWIRTSCHAFT" in einer von drei Kategorien. Außerdem eröffnete das Projekt Möglichkeiten für weitere Zusammenarbeit: Inzwischen promoviert eine im ToP beteiligte Studentin in diesem Themenbereich; weiterhin ist eine Kooperation mit einem Fraunhofer-Institut daraus entstanden. Ehrenreich fasst die Erfahrung so zusammen: „Es hat sich gezeigt, dass wir eigentlich ein Katalysator sind: Dass das eigentliche „Training on the Project“ eher ein kurzes Projekt ist, um sich und seine Potenziale kennenzulernen und die Art der Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Jeder bringt seine Kompetenzen ein.“