Forscher finden Forscher
SciLife ist eine neue, virtuelle Präsentations- und Kommunikationsplattform speziell für wissenschaftliche Inhalte. Seit Juli 2008 frei zugänglich, dient sie dem Zweck, Wissenschaftler besser untereinander zu vernetzen und die Suche nach Geräten und Forschern zu vereinfachen.
In den seltensten Fällen findet der Forscher alles Know-how und alle Geräte, die er braucht, direkt in seiner Arbeitsgruppe vor. Und so gehört die mühselige Suche nach Informationen immer auch zum Forscheralltag.
Dieses Problems will sich SciLife, eine neue Internet-Community für Forscher, annehmen. Ähnlich wie StudiVZ oder Xing aufgebaut, bietet SciLife eine virtuelle Plattform, auf der Mitglieder mit wenigen Schritten eigene Profile anlegen, Kontakte hinzufügen, Gruppen gründen oder in bereits bestehende Gruppen eintreten können. Auch die übliche Suchfunktion ist vorhanden, ebenso wie eine Nachrichtenfunktion und die Kommunikationsmöglichkeit über Foren. Die Navigation ist übersichtlich und selbsterklärend. Entsprechend der Internationalität der Zielgruppe „Naturwissenschaftler“ ist der Auftritt komplett in englischer Sprache.
Bessere Vernetzung der Forscher
Suchergebnissen können auch in einer Kartenansicht gezeigt werden. (Foto: SciLife)
SciLife soll Wissenschaftlern die Möglichkeit geben, in kürzester Zeit herauszufinden, ob es nicht wenige Gebäude weiter das gesuchte (teuere) Gerät mit noch freien Kapazitäten gibt, oder ob nicht quer über den Campus schon erfolgreich mit der Methode gearbeitet wird, die in der eigenen Gruppe noch etabliert werden muss.
Deshalb kann man entsprechend der eigenen Forschungsaktivitäten in sein Profil eine Sammlung von Stichwörtern wie DNA, RNAi, Drosophila oder einfach Biochemie eingeben. Unter dem Stichwort Ressourcen werden vorhandene Geräte gelistet.
Das gleiche Prinzip wie für Personen gilt auch für Arbeitsgruppen.
Eine Suche nach "DNA" findet dann zum Beispiel Mitglieder ebenso wie Gruppen, die an DNA arbeiten, einen Bioanalyser mit Standort Heidelberg und diverse Publikationen zum Stichwort. Ein thematischer Neueinsteiger kann sofort ein passendes, bestehendes Netzwerk finden und mit allen Vorteilen nutzen. Ähnlich kann man sich einen Überblick über einen Forschungsstandort verschaffen, indem man z. B. "Heidelberg" eingibt.
Konzept vom Bundeswirtschaftsministeriums prämiert
Über die Verknüpfung der einzelnen Profile sollen so im Lauf der Zeit ein virtuelles Forschungsnetzwerk als wirklichkeitsgetreues Abbild der Forschungslandschaft und eine aktuelle Datenbank entstehen, wovon alle Mitglieder profitieren. Auch das Anbahnen von Forschungskooperationen soll ermöglicht werden.
Und noch ein weiteres ehrgeiziges Ziel verfolgen die Anbieter der Plattform. Bestandteil des eigenen Profils ist, auf freiwilliger Basis, eine Art wissenschaftliche Visitenkarte, die ein CV, ein Kurzprofil der Forschungsaktivitäten und, natürlich, eine Liste eigener Publikationen umfasst. Dies soll Mitgliedern eine zusätzliche Option der Jobsuche bieten, und Unternehmen helfen, über SciLife hochqualifiziertes Personal zu finden.
Initiiert wurde das ehrgeizige Projekt von einem interdisziplinären Team aus Naturwissenschaftlern und Informatikern aus Heidelberg, Lausanne und Dresden. Den Bedarf an Informationsaustausch, der über die Möglichkeiten von Konferenzen hinausgeht, haben diese im eigenen Alltag erlebt. Ihr großes Eigenengagement wurde bereits auf der CeBit 2008 belohnt. Dort wurde ihr Konzept der integrierten Präsentations- und Kommunikationsplattform im Rahmen des Gründerwettbewerbes des Bundeswirtschaftsministeriums „Mit Multimedia erfolgreich starten“ prämiert.
Felix Röser, einer der Initiatoren von SciLife, sieht auch die langfristige Finanzierung als gesichert an: „Neben Privatpersonen und öffentlichen Forschungseinrichtungen, für welche die Nutzung von SciLife kostenlos ist, sollen sich langfristig auch Unternehmen über SciLife präsentieren. Weiterhin soll das Projekt durch zielgruppenorientierte Werbung langfristig finanziert werden.“
Preisverleihung Gründerwettbewerb Multimedia, CeBit 2008; von links: Kai Uhrig, Aaron Lindner, Babak Hosseini, Felix Röser (Foto: VDI/ VDE)
SciLife, das April 2008 online ging und seit Juli 2008 frei zugänglich ist, hat bisher 300 Mitglieder. Noch sind viele Arbeitsgruppen zwar angelegt, aber nicht mit Mitarbeitern bevölkert. Davon, ob SciLife die Startphase schafft und über eine kritische Nutzerzahl hinaus wächst, hängt das Gelingen des Projektes ab. Nur wenn ausreichend viele Wissenschaftler ein eigenes Profil anlegen und pflegen, wird die Plattform tatsächlich zu einer nützlichen und aktuellen Informationsquelle, die dann auch weiter gepflegt wird, dadurch wächst und aktuell bleibt.
Seit dem 31.07.2008, dem offiziellen Start von SciLife, kann die SciLife-Datenbank auch ohne Login nach interessanten Wissenschaftlern, Gruppen und Ressourcen durchsucht werden. Dadurch können freigegebene SciLife-Profile auch über Suchmaschinen wie Google gefunden werden. So kann das SciLife-Profil als leicht auffindbare 'wissenschaftliche Visitenkarte' für die Internetpräsenz des Mitglieds verwendet werden. Natürlich kann die Sichtbarkeit des Profils auch jederzeit beschränkt werden - sei es nur auf eingeloggte User oder auf einen selbstdefinierten Personenkreis.
Quelle: Newsletter SciLife (bearbeitet von ks)- 31.07.2008