Humane Papillomviren und Gebärmutterhalskrebs – über die Zusammenhänge aufklären
Hauptursache für die Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs ist eine langanhaltende Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV). Seit 2006 gibt es einen Impfstoff, mit dem man sich vor den häufigsten krebsauslösenden HP-Viren schützen kann. Jedoch herrscht in vielen Teilen der Bevölkerung noch Aufklärungsbedarf über die Zusammenhänge zwischen den Viren und Gebärmutterhalskrebs. Die nationale Aufklärungsstelle ZERVITA verfolgt das Ziel, die Bevölkerung über Gebärmutterhalskrebs, dessen Früherkennung und Präventionsmöglichkeiten aufzuklären.
Seit den 70er Jahren besteht der Verdacht, dass Humane Papillomviren – kurz HPV – Auslöser von Gebärmutterhalskrebs sind. Anfang der 80er Jahre entdeckte der Nobelpreisträger Prof. Dr. Harald zur Hausen erstmals die Viren in einem Gebärmutterhalstumor. Mittlerweile sind über 100 Typen der HP-Viren bekannt, die jeweils in Niedrigrisiko- und Hochrisiko-Typen eingeteilt werden können. Hochrisiko-Typen können bei anhaltender Infektion Gebärmutterhalskrebs auslösen, wohingegen Niedrigrisiko-Typen vorwiegend harmlose Genitalwarzen bei Männern und Frauen hervorrufen. HP-Viren sind weit verbreitet und werden vornehmlich durch intimen Kontakt, am häufigsten durch Geschlechtsverkehr, übertragen. 75 bis 80 Prozent aller Frauen und Männer infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit genitalem HPV. Die meisten HPV-Infektionen bleiben unbemerkt und heilen innerhalb von zwölf bis 24 Monaten folgenlos aus. Trotz sehr guter Möglichkeiten der Früherkennung und Frühbehandlung ist auch heute noch das Zervixkarzinom mit 4.600 Neuerkrankungen im Jahr in Deutschland keine seltene Krebserkrankung. Knapp 1.600 Frauen sterben jährlich an den Folgen des Zervixkarzinoms, jedoch ist eine Vorbeugung durch Impfung möglich.
Die HPV-Impfung
Der HPV-Impfstoff schützt vor bis zu 90 Prozent der Gebärmutterhalskarzinome und weiteren durch HPV ausgelösten Tumoren.
© Rolauffs/ZERVITA
Derzeit gibt es in Deutschland drei verschiedene Impfstoffe gegen HPV (Cervarix®, Gardasil® und Gardasil®9). Seit 2016 ist der Neunfach-Impfstoff Gardasil®9 in Deutschland auf dem Markt. Er schützt vor bis zu 90 Prozent der Gebärmutterhalskarzinome und weiteren durch HPV ausgelösten Tumoren. Außerdem schützt er vor den Hauptauslösern von Genitalwarzen.
Seit längerem steht zur Debatte, ob eine HPV-Impfung bei jungen Männern in Deutschland von den Krankenkassen übernommen werden soll. Alle HPV-Impfstoffe sind ab dem Alter von neun Jahren zugelassen, auch für Jungen. Jedoch werden die Kosten für Jungen von den Krankenkassen in Deutschland bisher nicht übernommen. Bei homosexuellen Männern ist Analkrebs fast so häufig wie Gebärmutterhalskrebs bei Frauen. Die Impfung würde auch hier voraussichtlich vor den HPV-assoziierten Krebserkrankungen schützen. In randomisierten kontrollierten Studien konnte die Wirksamkeit gegen Genitalwarzen und Vorstufen des Analkarzinoms bei Jungen und jungen Männern durch Gabe von Gardasil® gezeigt werden.1 Schon seit langem gibt es Forderungen und Initiativen für die Impfung von Jungen, beispielsweise von der Stiftung Männergesundheit, der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), des Berufsverbands der Deutschen Urologen e.V. (BDU) und der Sächsischen Impfkommission, welche die Impfung in Sachsen bereits seit 2013 empfiehlt. In der Schweiz wird seit Juli 2016 die HPV-Impfung auch bei Jungen von den Krankenkassen übernommen. In Österreich ist dies im Rahmen eines Schulimpfprogramms bereits seit 2014 der Fall. Trotzdem ist und bleibt die Impfung gegen Humane Papillomviren ein viel diskutiertes Thema. Kritiker geben an, dass sich Frauen durch die Impfung in falscher Sicherheit wiegen. Es sei auch weiterhin unerlässlich zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung zu gehen.
Gynäkologische Früherkennungsuntersuchungen
Die Zahlen des Robert-Koch-Instituts zur Häufigkeit des Gebärmutterhalskrebs belegen den Erfolg der seit 1971 in Deutschland eingeführten Krebsfrüherkennungsuntersuchung: die Sterblichkeit und Neuerkrankungsrate wurden bereits um circa 70 Prozent gesenkt, doch es besteht weiterhin Verbesserungspotenzial. Frauen ab 20 Jahren haben nach aktueller Versorgungslage in Deutschland den Anspruch, einmal jährlich zur gynäkologischen Krebsfrüherkennungsuntersuchung zu gehen und einen Pap-Abstrich machen zu lassen. Ab 2018 wird es dann voraussichtlich für Frauen ab 35 eine Co-Testung mit HPV- und Pap-Test geben.
Jedoch nimmt nur etwa jede zweite Frau regelmäßig teil. Dauerhaft regelmäßig (jährlich in drei aufeinanderfolgenden Jahren) zur Vorsorgeuntersuchung gehen sogar nur 20 Prozent aller Frauen. Vor allem sind dies Frauen ab 45 Jahren mit abgeschlossener Familienplanung und das, obwohl der Altersgipfel von Gebärmutterhalskrebs schon im jungen Alter zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr liegt.2 Nationale Aufklärungsstellen für Gebärmutterhalskrebs möchten hierbei Abhilfe schaffen und das Bewusstsein der Frauen für dieses Thema sensibilisieren.
ZERVITA klärt auf
Prof. Dr. Thomas Iftner – Gründer von ZERVITA und 1. Vorsitzender des ZERVITA e.V.
© Rolauffs/ZERVITA
Die Projektgruppe ZERVITA wurde im September 2006 gegründet. Der Hintergrund für die Gründung ZERVITAs war das fehlende Bewusstsein in der Bevölkerung über den Zusammenhang zwischen Humanen Papillomviren und Gebärmutterhalskrebs. Um den Herausforderungen der Aufklärungsarbeit gerecht zu werden, wurde im Jahr 2014 zusätzlich ein Förderverein gegründet. Die Projektgruppe besteht aus 20 Vertretern zahlreicher in Prävention, Früherkennung, Diagnose und Behandlung des Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) engagierter wissenschaftlicher Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Krebsorganisationen. Gemeinsam haben sie sich das Ziel gesetzt, qualitativ hochwertige, fundierte Informationen zu diesen Themen zu entwickeln und über alle Medien breit zugänglich zu machen.
Ein Hauptziel von ZERVITA ist es daher, durch möglichst breite und allgemeinverständliche Informationsangebote die noch niedrige HPV-Impfrate, ebenso wie die jährliche Teilnahme an den Früherkennungsmaßnahmen zu steigern. Mit den von ZERVITA erstellten Flyern und Broschüren, welche kostenlos für Gesundheitsämter, Ärzte aber auch Privatpersonen zur Aufklärung bereitgestellt werden, soll die Botschaft verbreitet werden, dass Gebärmutterhalskrebs durch Prävention und Impfung vermeidbar ist.