HybridKnife - Instrument für die Endoskopie der Zukunft
Endoskopische und minimalinvasive Schlüsselloch-Eingriffe ersetzen zunehmend offene Operationen. Die Patienten profitieren seit Jahren von dieser Entwicklung, denn diese Behandlungstechniken sind weniger belastend, häufig narbenfrei. Schon nach wenigen Tagen können die Patienten das Krankenhaus verlassen, ein Aspekt, der mit zur Kostenreduktion im Gesundheitswesen beiträgt. Die Endoskopische Submukosa Dissektion (ESD) ist eine Technik, mit der Krebs in der Speiseröhre, im Magen oder Darm für den Patienten schonend behandelt wird. Bisher war für die verschiedenen Arbeitsschritte ein Wechsel der chirurgischen Instrumente nötig. Das neu entwickelte HybridKnife der ERBE GmbH ermöglicht es, dass alle Arbeitsschritte der ESD mit nur einem Instrument durchgeführt werden.
Alexander Pfäffle, Produktmanager bei ERBE, beschreibt: „Das Instrument wird über den Arbeitskanal eines Endoskops zum Zielgewebe vorgeschoben. Dort wird die Krebsgeschwulst (Tumor), die sich im Anfangsstadium auf die Schleimhautschicht (Mukosa) begrenzt, zunächst angehoben und dann erst herausgeschnitten.“ Und weiter: „Der Patient wird bei diesem Verfahren also nicht offenchirurgisch behandelt, sondern wie bei einer Darmspiegelung oder Magenspiegelung endoskopisch, ohne OP-Narbe.“
ESD ohne Instrumentenwechsel
Wasserstrahl-Elevation: Das Trennmedium reichert sich in der Submukosa an und bildet ein Schutzkissen, das das Verletzungsrisiko der Muskularis minimiert.
© ERBE
Mit der Kombination aus Hochfrequenz(HF)-Funktion (elektrochirurgische Funktion) und Wasserstrahl-Funktion sind zwei Technologien im HybridKnife integriert, die für die verschiedenen ESD-Arbeitsschritte abwechselnd ohne Instrumentenwechsel eingesetzt werden können. Nach der Markierung des Tumorrandes mit der HF-chirurgischen Funktion wird die Schleimhaut (Mukosa) mit der Wasserstrahl-Funktion angehoben. Die Trennflüssigkeit reichert sich in der Schicht unter der Schleimhaut (Submukosa) an und hebt die tumortragende Schleimhautschicht ab.
Der Nutzen für den Patienten: Das Polster bildet wie ein Schutzkissen einen Sicherheitsabstand zur äußeren Organschicht und minimiert bei der chirurgischen Entfernung das Risiko einer Perforation beziehungsweise der Verletzung der Darmwand. Weiterer Vorteil: Dadurch kann der Tumor mit mehr Sicherheit und vor allem im Ganzen, also an einem Stück, abgetragen werden.
Dissektion mit der HF-chirurgischen Funktion des HybridKnife: Der Tumor wird an einem Stück entfernt, die Rezidivrate reduziert.
© ERBE
„Das ist ein besonders wichtiger Punkt. Die ESD mit HybridKnife stellt durch die Entfernung im Ganzen die Grundvoraussetzung für ein postoperativ gutes Heilungsergebnis für den Patienten dar und reduziert das Risiko einer erneuten Krebserkrankung, ein sogenanntes Tumorrezidiv“, bestätigt Produktmanager Alexander Pfäffle.
Fazit: Das Alleinstellungsmerkmal des HybridKnife-Instruments liegt darin, dass beide Funktionen, also das Anheben und Schneiden, sprich Elevation und Resektion, mit einem Instrument möglich sind. Bei anderen Resektionsinstrumenten erfolgen beide Schritte mit separaten Instrumenten alternierend im Wechsel.
HybridKnife zur Behandlung von Blasenkarzinomen
Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 16.000 Menschen an einem Harnblasenkarzinom. Die Therapie besteht hier in der möglichst vollständigen Entfernung des Tumors. In der Regel erfolgt der Eingriff endoskopisch durch die Harnröhre als „transurethale Resektion des Blasentumors“ (TUR-B): Mit einer elektrischen Schlinge wird der Tumor abgetragen. Eine Nachresektion ist in 25 bis 75 Prozent der Fälle nötig. „Da ein endoskopischer Zugangsweg über die Harnröhre möglich ist, kann das HybridKnife für eine En-bloc-Resektion auch von größeren Blasenkarzinomen eingesetzt werden“, zeigt Alexander Pfäffle eine potenzielle Einsatzmöglichkeit auf.
Ausblick
Kooperationen bilden bei ERBE die Grundlage für Forschung, Wissenstransfer und Weiterentwicklung. So zum Beispiel mit der Universitätsklinik in Tübingen. Hier ist Prof. Dr. Arnulf Stenzl, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Urologie, der Projektleiter der Multicenterstudie für die Anwendung des HybridKnife-Instruments in der Blase.