immatics biotechnologies GmbH: Aktiv gegen Krebs
Die immatics biotechnologies GmbH ist ein biopharmazeutisches Unternehmen mit Schwerpunkt auf der Entwicklung neuartiger Impfstoffe gegen verschiedene Krebsarten, wie Nierenzellen-, Darm-, Hirn- und Magenkrebs. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 80 Mitarbeiter in Tübingen und in der Niederlassung in München. In enger Anbindung an die Eberhard Karls Universität Tübingen und die Abteilung Immunologie um Prof. Dr. Hans-Georg Rammensee wurde das ursprüngliche Know-how zur Analyse der Tumorzellen und zur Entwicklung der Impfstoffe entwickelt: Diese Technologie gibt es in dieser Ausprägung und Genauigkeit derzeit nur in Tübingen.
Labormitarbeiter des Immunomonitoring-Teams messen weiße Blutkörperchen in Aktion.
© immatics biotechnologies GmbH
immatics hat im Oktober 2013 eine vierte Finanzierungsrunde in Höhe von 34 Millionen Euro abgeschlossen. Die Finanzierungsrunde ermöglichten die bestehenden Investoren, darunter dievini Hopp BioTech holding GmbH & Co. KG, Wellington Partners, MIG Verwaltung AG und AT Impf GmbH. „Das neue Kapital stellt den Abschluss der Phase-III-Studie von immatics’ führendem Impfstoff IMA901 gegen Nierenkrebs sicher und deckt darüber hinaus die Vorbereitungen für eine mögliche Zulassung in den USA und Europa ab“, bestätigt Dr. Harpreet Singh, Geschäftsführer der immatics biotechnologies GmbH. IMA901 besteht aus zehn Tumor-assoziierten Peptiden (TUMAPs), die bei einer Mehrzahl von Patienten mit Nierenkrebs nachgewiesen wurden. Der Impfstoff befindet sich aktuell in einer randomisierten, kontrollierten Phase-III-Zulassungsstudie und hat bereits den Orphan-Drug-Status für die Behandlung von HLA-A*02 positiven Patienten mit Nierenkrebs in Europa und den USA erhalten. „Bei der Medikamentenentwicklung müssen wir die Phasen I bis III durchlaufen, um eine internationale Zulassung beantragen zu können: bei der europäischen Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMA) und bei der amerikanischen Zulassungsbehörde U.S. Food and Drug Administration (FDA)“, so Singh.
IMA901 zeigt in Phase-II-Studie Überlebensverlängerung bei Patienten mit breiter Immunantwort
Massenspektrometrie bei immatics – das Herzstück der Discovery
© immatics biotechnologies GmbH
Die aktuelle kontrollierte und randomisierte Studie schließt insgesamt 339 Patienten ein und prüft IMA901 in Kombination mit dem bereits vermarkteten Tyrosinkinase-Inhibitor Sunitinib (Handelsname: Sutent®). Sutent® ist eine Entwicklung des Pharmakonzerns Pfizer. Die Kombitherapie soll in Patienten mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem Nierenkrebs eine mögliche Lebensverlängerung im Vergleich mit der Sunitinib-Monotherapie evaluieren. Ergebnisse einer beendeten Phase-II-Studie zeigten bei Patienten mit fortgeschrittenem Nierenkrebs, die auf mindestens zwei TUMAPs in IMA901 ansprechen, ein signifikant längeres Überleben. Der Beiratsvorsitzende von immatics Peter Chambré sagte, er freue sich über das fortgesetzte Engagement der bestehenden Investoren. Weiter bestätigte er, die vielversprechenden Phase-II-Daten mit IMA901 sprächen für den neuartigen Ansatz im Bereich der Immuntherapien. immatics würde deshalb voller Zuversicht auf die 2015 anstehenden finalen Phase-III-Ergebnisse blicken.
Klinische Entwicklung innovativer therapeutischer Impfstoffe zur Krebsbehandlung
Impfstoffe made by immatics
© immatics biotechnologies GmbH
Neben IMA901 umfasst die Pipeline von immatics den Impfstoff IMA910 gegen Darmkrebs (Phase-I/II-Studie abgeschlossen) sowie den Impfstoff IMA950 gegen Hirntumoren (derzeit in Phase-I-Studien).
immatics erforscht mithilfe seiner einzigartigen Technologieplattform XPRESIDENT® neuartige und relevante Krebsantigene, die als sogenannte Tumor-assoziierte Peptide (TUMAPs) auf Tumorzellen natürlich präsentiert sind. „Diese Tumor-assoziierten Peptide bilden die Basis für die Entwicklung therapeutischer Krebsimpfstoffe und anderer Immuntherapien, unter anderem Antikörper und lösliche T-Zell-Rezeptoren, die spezifisch solche Peptide erkennen können“, bestätigt Singh. „Da wir TUMAPs entwickeln, die natürlicherweise in Tumoren von Patienten nachgewiesen werden, unterscheidet sich der Ansatz von immatics deutlich von den weit verbreiteten in silico und anderen indirekten Methoden, bei denen häufig nicht gezeigt wird, dass solche TUMAPs überhaupt in der Natur existieren.“
Die in den Impfstoffen von immatics enthaltenen multiplen TUMAPs maximieren die Möglichkeit eines klinischen Erfolgs, da sie zu einem Angriff der T-Zellen auf mehrere Ziele auf den Krebszellen gleichzeitig führen können. Dementsprechend zeigen auch die Phase-II-Studienergebnisse von IMA901 und IMA910 ein besseres Überleben von Patienten, die auf mindestens zwei TUMAPs des jeweiligen Impfstoffs ansprechen.
Partnerschaft mit Roche validiert Technologieplattform XPRESIDENT®
Dr. Harpreet Singh, Wissenschaftlicher Vorstand und Mitgründer von immatics, ist verantwortlich für Forschung und translationale Entwicklung.
© immatics biotechnologies GmbH
Im November 2013 konnte immatics ein strategisches Kollaborationsabkommen mit dem Pharmakonzern Roche schließen. Gemeinsam mit dem Marktführer im Bereich Onkologie werden die Erforschung, klinische Entwicklung und Vermarktung einer Reihe neuer Krebsimpfstoffe und weiterer Krebsimmuntherapien für Magenkrebs, Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom (eine Form des Lungenkrebs) und Prostatakrebs in Angriff genommen. Die Zusammenarbeit bestätigt noch einmal mehr das Potenzial der Technologieplattform XPRESIDENT®, mithilfe derer immatics TUMAPs im Hochdurchsatzverfahren identifiziert.
Ausblick: Für jeden Patienten ein personalisierter Impfstoff
Die Zukunft der Onkologie sieht Singh in der personalisierten Immuntherapie. Das Konzept eines individuellen Impfstoffs für jeden Patienten hat vor über einem Jahrzehnt Prof. Dr. Hans-Georg Rammensee, Leiter der Immunologie an der Universität Tübingen, entwickelt. Jetzt möchte es immatics in ihren Studien weiter umsetzen. Insgesamt vierzehn Partner aus sieben europäischen Ländern und den USA, das Glioma Actively Personalized Vaccine Consortium (GAPVAC), sind derzeit an der Entwicklung eines völlig neuartigen personalisierten Therapieansatzes für Patienten mit Gehirntumoren beteiligt.
Für das Konsortium hat immatics aus Tübingen die Koordination übernommen und Vize-Koordinator ist die BioNTech AG aus Mainz. Auch Rammensee aus Tübingen ist in führender Rolle beteiligt. Dazu Singh: „Das Gesamtbudget beläuft sich auf 8 Millionen Euro, wobei der größte Anteil, nämlich 6 Millionen Euro, von der Europäischen Union kommt, die dieses Geld im Rahmen des 7. EU-Forschungsrahmenprogramms zur Verfügung stellt.“ Das Forschungskonsortium will individuelle und damit wirksamere Therapiemöglichkeiten gegen das Glioblastom entwickeln. Glioblastome zählen zu den aggressivsten Formen des Hirntumors mit einer sehr schlechten Prognose für die betroffenen Patienten. Bisher gibt es keinen Therapieansatz, der beim Glioblastom eine nennenswerte Lebensverlängerung bewirken könnte.