Mannheim als Schaltstelle der Schlaganfallforschung
Die Neurologen am Mannheimer Universitätsklinikum bilden eine zentrale Anlaufstelle im Rahmen des bislang größten europäischen Schlaganfallprojektes. Mit über 21 Millionen Euro fördert die Europäische Union fünf Jahre lang Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des Schlaganfalls. Beteiligt daran sind etwa 30 Partner aus vielen europäischen Ländern, die Fäden dieser übergreifenden Zusammenarbeit laufen zu etwa gleichen Teilen im Universitätsklinikum Mannheim und in der Charité, Universitätsmedizin Berlin, zusammen.
Europafahne
“In den Staaten der Europäischen Union erleiden pro Jahr etwa eine Million Menschen einen Schlaganfall,“ sagt Professor Dr. Stephen Meairs, Geschäftsführender Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik in Mannheim, der mit „Eustroke“ eines der beiden großen Teilprojekte verantwortet. „Diese Erkrankung ist eine häufige Todesursache, vor allem aber werden viele Patienten zu Pflegefällen. Und weil die Anzahl älterer Menschen in der EU rasch steigt, wird auch die Zahl der Schlaganfall-Patienten in den kommenden zwei Jahrzehnten ständig zunehmen. Grund genug also, Vorbeugung, Therapie und Rehabilitation im Zusammenhang mit dem Schlaganfall weiter zu verbessern.“ Gemeinsam mit Professor Ulrich Dirnagl von der Abteilung für Experimentelle Neurologie an der Charité hat er deswegen ein genau aufeinander abgestimmtes Forschungskonzept vorgelegt, mit dem beide die Gesundheitsexperten der Europäischen Union von der Einrichtung des European Stroke Network (ESN) überzeugten – also eines europaweiten Schlaganfall-Netzwerkes. In ihm arbeiten führende Wissenschaftler und erfahrene Kliniker aus zwölf Ländern zusammen, um Europa zu einem Vorreiter in der Schlaganfall-Forschung zu machen.
2,5 Millionen Euro für das Mannheimer Universitätsklinikum
Zu den Forschungsschwerpunkten gehören Fragen wie diese: Welche neuartigen Methoden lassen sich entwickeln, um Blutgerinnsel im Gehirn auf möglichst schonende Art aufzulösen? Welche Faktoren beeinflussen das Entstehen und den Verlauf eines Schlaganfalls? Welche Therapieansätze können dazu beitragen, dass sich geschädigte Bereiche im Gehirn wieder regenerieren? Allein auf das Mannheimer Universitätsklinikum entfallen von den Forschungsmitteln rund 2,5 Millionen Euro.
Zu der Mehrzahl der Schlaganfälle kommt es, weil ein zum Gehirn führendes Blutgefäß plötzlich verstopft. Dadurch erhalten die Nervenzellen im Gehirn zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe, sie sterben ab. Je schneller diese Durchblutungsstörung wieder behoben werden kann, desto geringer sind die zu erwartenden Folgeschäden. Darauf zielt die umfassende medikamentöse und gelegentlich auch operative Sofortbehandlung ab. Schon früh werden in der Therapie außerdem Logopädie und Krankengymnastik eingesetzt, um Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen rasch zu bekämpfen. Die seltenere Form des Schlaganfalls beruht darauf, dass ein Blutgefäß im Gehirn platzt. Auch solch eine Hirnblutung führt im davon betroffenen Gebiet zu Funktionsstörungen und zum Absterben von Gewebe.
Quelle: Universitätsklinikum Mannheim - 6.3.2008