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Neue Möglichkeiten für das Studium der Medizintechnik - das „Ulmer Modell“

Zwei Abschlüsse in 4,5 Jahren: Dies ermöglicht das duale Studium nach dem „Ulmer Modell“. Neben dem Bachelor of Engineering in Medizintechnik oder Mechatronik können die Studierenden in einem Ausbildungsbetrieb zusätzlich einen IHK Facharbeiterbrief erlangen. Für das duale Studium werden noch weitere Partnerunternehmen gesucht, die zum Mechatroniker, Industriemechaniker oder Elektroniker ausbilden.

Arbeit im Labor der apparativen Biotechnologie © Hochschule Ulm

Die duale Ausbildung ist ein wichtiger Teil des Ausbildungssystems in Deutschland. Neben der rein schulischen Ausbildung bietet sie einen hohen Praxisanteil und die Einbindung in ein Unternehmen. Auch das duale praxisintegrierte Studium ist mittlerweile weitverbreitet. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) hält hier ein umfassendes Angebot bereit. Ein duales Studium nach dem sogenannten „Ulmer Modell“ bietet noch einmal mehr. So erwerben die Teilnehmer neben dem Bachelor-Abschluss ihres Studiums auch einen Facharbeiterbrief der Industrie- und Handelskammer (IHK) als Abschluss eines anerkannten Ausbildungsberufs.

Mechatronik oder Medizintechnik

Intelligentes Implantat für die Versorgung von Knochenbrüchen © Hochschule Ulm

Seit dem Jahr 2000 bietet die Hochschule Ulm das duale Studium nach dem „Ulmer Modell“ in den Fakultäten Maschinenbau und Elektrotechnik an. Zum Wintersemester 2014/2015 wird es nun auch eine duale Studienmöglichkeit in den Fakultäten Mechatronik und Medizintechnik geben. Das neue duale Studium baut auf den akkreditierten Bachelor-Studiengängen Medizintechnik und Mechatronik auf, die es seit dem Wintersemester 2006/2007 an der Hochschule Ulm gibt. Während die Inhalte der beiden Studiengänge im Grundstudium noch gleich sind, gibt es im Hauptstudium deutliche Unterschiede. In der Mechatronik geht es um Fahrzeuge, Photonik und Fertigungstechnik, wohingegen der Fokus in der Medizintechnik auf Biomechanik, Medizinelektronik oder apparativer Biotechnologie liegt.

Um sich für den dualen Studiengang Medizintechnik und Mechatronik bewerben zu können, muss zunächst ein abgeschlossener Vertrag mit einem ausbildenden Partnerunternehmen vorliegen. Die Bewerbung an der Hochschule Ulm ist dann mit dem Vertrag zur Ausbildung als Mechatroniker, Industriemechaniker oder Elektroniker bis Mitte Juni des entsprechenden Jahres möglich. Das Studium beginnt zum 1. September und dauert 4,5 Jahre.

Ungewöhnlicher Verlauf

Ein Modell zur Berechnung der Belastung des menschlichen Schädels. © Hochschule Ulm

Das duale Studium verläuft anders als das gewöhnliche Bachelor-Studium. So findet das erste Semester im Ausbildungsbetrieb statt. Darauf folgen zwei Hochschulsemester, die mit der Bachelorvorprüfung abschließen. In der vorlesungsfreien Zeit ist der Studierende im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule. Das vierte und fünfte Semester finden wieder voll im Ausbildungsbetrieb statt und enden mit der IHK Prüfung. Das anschließende Hauptstudium beinhaltet vier Hochschulsemester und schließt mit der Bachelorarbeit ab, die in der Regel im Ausbildungsbetrieb angefertigt wird.

Die als Partnerunternehmen eingetragenen Firmen müssen ein Jahr vor Ausbildungsbeginn die geplanten Studien- und Ausbildungsplätze an die Hochschule weiterleiten. Unternehmen, die an einer Partnerschaft mit der Hochschule Ulm zum dualen Studium interessiert sind, können sich bei Prof. Bernhard Lau, Dekan der Fakultät Mechatronik und Medizintechnik, melden (Kontaktdaten siehe unten). „Da die Hochschule mit der Robert-Bosch-Schule Ulm, dem Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Günzburg und der IHK Ulm zusammenarbeitet, sollte das Unternehmen in der Regel nicht zu weit von Ulm entfernt liegen“, erklärt Lau. Die Hochschule stellt auch Musterverträge für das duale Studium zur Verfügung. So sind darin zum Beispiel ein Urlaubsanspruch sowie die Vergütung durch das Unternehmen geregelt.

Dem Fachkräftemangel entgegentreten

In der Medizintechnik wird auch an individuellen Sportprothesen gearbeitet. © Hochschule Ulm

Das „Ulmer Modell“ ermöglicht es den Studierenden, zwei Abschlüsse in relativ kurzer Zeit zu erwerben. „Doch die Doppelqualifikation führt natürlich auch zu einer Doppelbelastung“, so Lau. Die sonst im Studium so beliebten Semesterferien fallen im „Ulmer Modell“ weg. Denn hier arbeiten die Studierenden in der Regel in den Unternehmen und absolvieren so ihre Ausbildung oder bereiten sich auf die Facharbeiterprüfung vor. Die Studierenden werden während des Studiums von den Unternehmen bezahlt, so dass ein zusätzlicher Studentenjob nicht benötigt wird.

„Der sehr intensive Praxisbezug und die gute Aussicht auf einen Arbeitsplatz nach dem Studium können die Motivation für ein Studium wesentlich erhöhen“, erklärt Lau. Und nicht nur für die Studierenden ergeben sich aus dem „Ulmer Modell“ Vorteile. Mit dem dualen Studium kann dem Fachkräftemangel vorgebeugt werden. Die im Studium erlernte Theorie kann von den Studierenden in ihrem Ausbildungsbetrieb direkt angewendet werden. Sie werden in die betrieblichen Abläufe integriert und erwerben so auch eine große soziale Kompetenz. Dank der bereits gewonnenen Erfahrung mit dem „Ulmer Modell“ kann Lau auch die Ängste vor einem anstrengenden Studium mildern: "Da die Partnerunternehmen mit großer Sorgfalt nur gute Bewerber für ihre Ausbildungsplätze aussuchen, erreichen die dualen Studierenden ihr Ziel meist mit Bravour. Und etwas Zeit für die Annehmlichkeiten des Studentenlebens bleibt immer noch.“

Seiten-Adresse: https://www.gesundheitsindustrie-bw.de/fachbeitrag/aktuell/neue-moeglichkeiten-fuer-das-studium-der-medizintechnik-das-ulmer-modell