Technologietransfer per Dialog
Eine nachhaltige Premiere erlebte jetzt das iNNOVATION fORUM des baden-württembergischen Netzwerks MicroMountains. Forscher und Medizintechnikindustrie konnten durch einen intensiven, moderierten Dialog neue Kontakte knüpfen und konkrete Chancen für kommende Innovationen eruieren.
Die erste Veranstaltung dieser Art fand im Zentrum der Medizintechnik, in Tuttlingen. Weitere Treffen werden folgen und richten den Fokus unter anderem auf die Mikrotechnik.
„Der weite Weg hat sich gelohnt“, resümierte zum Beispiel Dr. Andy Wolff
aus Israel, der in Tuttlingen seine Ideen zur Anwendung neuartiger
oraler Medizintechnikprodukte vorgestellt hatte. Er entwickelt
intra-orale Mikrosysteme für Langzeitdiagnosen, Patientenmonitoring,
Medikamentendosierung und für die Elektrostimulation der Schleimhaut bei
Problemen mit trockenem Mund. Die in den Mundraum bzw. ins Gebiss
implantierbaren Systeme wären geeignet, Suchtkrankheiten, bestimmte
Krebserkrankungen oder auch Epilepsie, Parkinson und Alzheimer zu
behandeln, zeigte Dr. Wolff auf. International ist er mit seiner Firma
Saliwell auf der Suche nach Industriepartnern, die seine Erfindungen zur
Serienreife bringen. Spontan ergaben sich aus den von Innovationscoach
Dr.-Ing. Mechthild Wolber arrangierten Gesprächen neue Kontakte zu
deutschen Unternehmen und konkrete Ansätze für die weitere
Produktentwicklung. Beispiele wie dieses gab es gleich mehrere auf dem
iNNOVATION fORUM Medizintechnik.
Auf Interesse seitens der Industrie stieß auch der Hautchirurg Prof. Dr.
med. Helmut Breuninger vom Universitätsklinikum Tübingen (UKT). Eine am
UKT entwickelte Kunststoffklammer verbessert die Wundheilung der Haut
nach chirurgischen Eingriffen. Form und Federwirkung der Klammer
vermeiden das Zusammenquetschen der Wundränder und damit lästige Narben.
Die Klammern können von einer Person allein in die Haut eingesetzt
werden, was den Personaleinsatz bei Operationen reduziert. Und sie
können vom Patienten selbst ohne Werkzeug schmerzlos entfernt werden.
Die Klammern lassen sich kostengünstig vollautomatisch in großen
Stückzahlen herstellen, ist Prof. Breuninger überzeugt. Er konnte das
Forum erfolgreich nutzen, um Unternehmen aus der Kunststoffindustrie die
nächsten gemeinsamen Schritte aufzuzeigen: Computersimulationen,
Anwendungsentwicklung, Investitionen in Spritzgussmodelle, Lizenzen und
Vermarktung.
Netzwerke konnnten erweitert werden
Der Verein MicroMountains Network e.V., eine Wirtschafts- und
Technologie-Initiative der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, will diese
Art des dialogorientierten Technologietransfers aufgrund der positiven
Erfahrungen weiter fördern. „Unser Konzept gibt beiden Seiten, der
Wissenschaft und der mittelständischen Industrie, neue und nachhaltige
Impulse für eine engere Partnerschaft und eine anwendungsorientierte
Produktentwicklung“, stellte Vorstandsvorsitzender Thomas Albiez im
Rückblick fest. Mechthild Wolber zog das Fazit: „Der Versuch war äußerst
erfolgreich. Wir konnten eine besonders familiäre Situation herstellen.“
Einige der Wissenschaftler waren hoch erfreut, dass sie „endlich einmal“
mit Praktikern aus der Industrie im kleinen, persönlichen Kreis reden
konnten – anstatt vor einem rein wissenschaftlichen Publikum zu
berichten. Unternehmen, die sich am iNNOVATION fORUM beteiligten, lobten
die teils hochkarätigen Referate. Sie konnten ihre Netzwerke durch die
neu entstandenen Kontakte in einigen Fällen substantiell erweitern.
Ebenso konnten die Unternehmen eine Reihe von Investitionsmöglichkeiten
herausfiltern, die sie jetzt weiter verfolgen wollen. Dazu zählen die
Entwicklung intelligenter Implantate und regenerativer Biomaterialien,
Navigationslösungen für minimal invasive Operationstechniken,
Endoskopie, Diagnostik und Dialyse, aber auch die Anwendung spezieller
Software.
Ziel der zweitägigen Veranstaltung war es, durch den moderierten
Austausch zwischen Forschern und Unternehmern einen Innovationsschub zu
zünden. Um diesen Ansatz zu verbreitern, sollen für die künftigen Foren
noch mehr mittelständische Unternehmen gewonnen werden. An der Premiere
beteiligten sich knapp 50 Firmen. Initiator und Veranstalter ist das
Netzwerk MicroMountains in Zusammenarbeit mit Innovationscoach Dr.-Ing.
Mechthild Wolber, der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, dem Fachgebiet
Medizintechnik im VDI und der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische
Technik im VDE. Die EU fördert das Forum im Rahmen des Enterprise Europe
Networks (EEN).
Quelle: Pressemitteilung IHK Villingen-Schwenningen- 30.07.2008
Weitere Informationen:Dipl.-Wirtschaftsing. Sandy Jeschke
Projektleiterin bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg
Romäusring 4
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Tel.: 07721 922-149,
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