Projektstand im Juli 2012:
Bioaktive Beschichtungen verringern Patientenrisiko
Für die Beschichtungen verwendeten die Wissenschaftler mit einer Polyurethan-Folie (PU) ausgekleidete Stents von der Leufen Medical GmbH aus Aachen. In den anschließenden Tests wurde die PU-Folie mit unterschiedlichsten Beschichtungen ausgestattet: Neben synthetischen Polymeren aus organischen Säuren setzten die Forscher auf biologische Proteine wie Fibronektin und Kollagen Typ 1. Eine weitere Oberflächenmodifikation erfolgte mithilfe von Plasmatechnik, bei der ein im Vakuum ionisiertes Gas die Oberfläche verändert. Zur Kontrolle nutzten die Experten eine unbehandelte PU-Folie. »Um festzustellen, welche der Beschichtungen sich am besten eignet, haben wir sowohl im Labor gezüchtete Zelllinien als auch menschliche primäre Trachea-Epithelzellen in Zellkulturgefäßen mit den Folien zusammengeführt. Gewünscht war natürlich, dass die primären, direkt aus einem Gewebe gewonnenen Atemwegszellen anwachsen«, erläutert Dr. Martina Hampel, Wissenschaftlerin am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart.
Die besten Ergebnisse erzielten die Forscher mit den proteinbeschichteten Folien. Hier konnten die primären Trachea-Epithelzellen besonders gut anwachsen und sich vermehren. »Die Atemwegszellen erwiesen sich auf den bioaktiven Folien als vitaler als auf den plasmabehandelten. Als völlig unbrauchbar stellten sich hingegen die polymerbeschichteten Folien heraus«, sagt die Wissenschaftlerin.
Die Labortests sind mittlerweile abgeschlossen, die Tierversuche sind in Vorbereitung. Bestätigen sich diese guten Laborergebnisse, so ist in der zum Robert-Bosch-Krankenhaus gehörenden Lungenfachklinik Schillerhöhe in einem weiteren Schritt die klinische Prüfung der modifizierten Stents geplant. »Wir hoffen, dass sich unsere gut verträglichen, zellfreundlichen Oberflächenbeschichtungen in wenigen Jahren auch für andere biomedizinische Prothesen wie Herzschrittmachersonden, Zahn- oder Gelenkimplantate nutzen lassen«, resümiert Hampel.
Fraunhofer-Gesellschaft (02.07.2012)