Boehringer Ingelheim: Umsatz steigt im ersten Halbjahr 2011 leicht an
Neue, erfolgreich zugelassene Medikamente in wichtigen Märkten haben den Umsatz des Pharma-Unternehmens Boehringer Ingelheim nach der 2010er-Delle wieder leicht ansteigen lassen und damit die Einbußen durch Patentabläufe ausgeglichen. Der Umsatz legte in lokaler Währung um vier Prozent auf 6,4 Mrd. Euro (2010: 6,2 Mrd.) zu und erreichte die Marke von 2009.
Die Erlöse mit verschreibungspflichtigen Medikamenten (4,9 Mrd. Euro) im ersten Halbjahr erreichten Vorjahresniveau. Liest man die Zahlen währungsbereinigt und berücksichtigt man die abgelaufenen Patente mehrerer Medikamente (Alna/Flomax, Sifrol, Catapresan) in den USA, verbesserte sich nach Angaben des Familienunternehmens das Geschäft in USA, Japan und Kanada um zehn Prozent.
60 Prozent der Erlössteigerung gingen auf das Konto neuer Arzneimittel wie Pradaxa (Gerinnungshemmer), Twynsta (Blutdrucksenker) und Tradjenta (Diabetes-Präparat). Umsatzzuwächse von zehn und elf Prozent brachten das Atemwegspräparat Spiriva und das Mittel gegen Bluthochdruck Micardis. Auch der Gewinn stieg im Vorjahresvergleich nach Angaben von Finanzvorstand Hubertus von Baumbach. Konkrete Zahlen nannte das Unternehmen nicht.
Geschäft mit Biopharmazeutika zieht wieder an
Anders als im Vorjahresvergleich legte das Selbstmedikationsgeschäft um elf Prozent auf 667 Mio. Euro Umsatz zu. Um zwölf Prozent auf 890 Mio. Euro wuchs das Humanpharmageschäft in den Schwellenländern China, Russland, Venezuela und Mexiko. Im Industriekundengeschäft, vor allem in der biopharmazeutischen Auftragsherstellung, erlöste Boehringer Ingelheim im ersten Halbjahr 2011 332 Mio. Euro, 13 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Tiergesundheitsgeschäft erlöste im Berichtszeitraum 468 Mio. Euro, drei Prozent mehr als im Vorjahr.
Über Fortschritte neuer Substanzen aus der eigenen Forschung und Entwicklung berichtete Unternehmenssprecher und Forschungsvorstand Andreas Barner. Eine Reihe neuer biologischer und chemischer Wirkstoffe sei von der Präklinik in die klinische Entwicklung überführt worden; weit entwickelte Substanzen würden wie geplant voran getrieben.
Gerinnungshemmer mit Potential
Die Nase vor der Konkurrenz hatte Boehringer Ingelheim bei der Zulassung des Gerinnungshemmers Pradaxa in USA und jüngst in der EU, wo er zur Vorbeugung von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei Patienten mit Vorhofflimmern zugelassen wurde. Außerhalb der EU wurde der Gerinnungshemmer bereits zur Vorbeugung von Schlaganfällen bei Vorhofflimmern in den USA, Kanada, Japan und anderen Ländern auf vier Kontinenten zugelassen. In Japan allerdings wurde das Unternehmen vom Gesundheitsministerium zur Aufnahme weiterer Sicherheitsinformationen aufgefordert, nachdem bei 81 Patienten Blutungen aufgetreten und fünf Menschen gestorben seien.
Mit Linagliptin, ein Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitor (DPP-4-Inhibitor), wurde die erste Substanz aus der Diabetes-Allianz von Boehringer Ingelheim und Lilly in den USA und Japan zur Behandlung von Erwachsenen mit Diabetes Typ 2 zugelassen. Nach einem positiven Votum der europäischen Arzneimittelbehörde im Juni 2011 rechnet das Unternehmen auch mit einer EU-Zulassung.
Zum 30. Juni beschäftigte der Konzern 42.486 Personen, rund fünf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.