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Der Kartoffelzelle auf der Spur

Viren und Bakterien verhelfen der Biotech-Firma GATC zum Aufschwung. Seit Jahren wächst das Familienunternehmen – auch in der aktuellen Krise.

Peter Pohl hat gute Laune. Entspannt sitzt der Vorstandsvorsitzende der Firma GATC Biotech AG in einem Besprechungszimmer und erzählt von Bakterien, Schnellkost und Ferraris. Das Geschäft läuft gut, trotz der Krise. Das Unternehmen analysiert DNA für Universitäten, Max-Planck-Institute und Pharma-Unternehmen. Im Moment lässt GATC für einen Kunden ein Gemüse sequenzieren: Die Mitarbeiter finden heraus, was die Kartoffel im Innersten zusammenhält. Gesucht wird die gesamte DNA einer Kartoffelzelle. Die Ergebnisse finden Anwendung in der Industrie: Wer den Stoffwechsel von Organismen versteht, kann billiger produzieren (zum Beispiel bei Schnellkost) oder die Umwelt schonen. So gibt es inzwischen Waschmittel, die bei nur 20 Grad Celsius wirken.

Thomas und Peter Pohl stehen vor einer ihrer schnellen DNA-Analysemaschinen im Labor.
Thomas und Peter Pohl (von links) bauen das Familienunternehmen trotz Krise weiter aus. Hier stehen sie vor einer ihrer schnellen DNA-Analysemaschinen im Labor. © Hanser

Viren, Bakterien, auch menschliches Genom – alles wird in teuren Maschinen untersucht. Die neueren nennt Peter Pohl „Ferraris“, weil sie viel schneller sind als die alten Apparate. „Die Geräte wurden innerhalb von zwei Jahren um das Dreifache leistungsstärker“, sagt Pohl. Die Biotech-Branche entwickelt sich insgesamt rasant: Für das erste Projekt der Firma, ein Auftrag von Byk Gulden, gab es 50.000 Mark. Heute würde die GATC für dieselbe Arbeit nur noch 150 Euro erhalten. „Das ist aber auch unser Glück“, sagt Peter Pohl. „In finanziell schwierigen Zeiten schaffen sich andere Firmen die teuren Analysegeräte nicht mehr selbst an, sondern beauftragen lieber uns“, sagt er.

Firmenfläche wird mehr als verdoppelt

Angefangen hat alles vor 19 Jahren. Vater Fritz Pohl hat 1990 die erste Sequenzierfirma Europas in den Räumen der Universität Konstanz gegründet, wo er als Molekularbiologe gearbeitet hat. Pohl hat sein Unternehmen GATC genannt: Gesellschaft für Analyse, Technik und Consulting. Gleichzeitig sind dies auch die Anfangsbuchstaben der vier Basen, die in der DNA auftreten: Guanin, Adenin, Thymin, Cytosin. Aus den damals zwei Mitarbeitern sind inzwischen 96 geworden. Pohls Söhne Fritz (Aufsichtsratsvorsitzender), Thomas (Technischer Vorstand) und Peter bauen das Unternehmen aus. Für dieses Jahr sind elf weitere Stellen geplant. Das Gebäude am Jakob-Stadler-Platz ist schon wieder zu klein. Die Firma hat einen Bauantrag eingereicht: Zu den heute 800 Quadratmetern Fläche sollen noch mal 1000 dazukommen. Das richtige Personal für die ehrgeizigen Pläne zu finden, ist nicht immer leicht. Wer aber bei GATC unterkommt, wird mit guter Stimmung belohnt: „Was wir an Kuchen essen bei Geburtstagen, Einstellungen oder Taufen, das ist enorm“, sagt der Vorstandsvorsitzende und lacht. Die gute Stimmung macht sich auch im Labor bemerkbar: An den Analysegeräten kleben Namensschilder. Die Apparate heißen Ken und Barbie, Donald und Pluto.

Trotz der guten Wachstumsprognose will GATC es nicht übertreiben. „Wir wollen europäischer Marktführer bleiben, haben aber derzeit keine Expansionspläne nach Nordamerika“, sagt Peter Pohl. Vielmehr beobachte die Firma den asiatischen Markt. Auch die Biotech AG hat schwierige Zeiten durchgemacht: 2001/02 hat die Firma nicht die erhofften Umsätze erzielt und musste Mitarbeiter entlassen. „Der Himmel ist nicht immer blau, sondern es stürmt auch mal“, sagt Peter Pohl. „Daraus sind wir aber gestärkt hervorgegangen.“ Diese Erfahrung nehmen die drei Brüder mit für die aktuelle Krise. „Es rumpelt gerade gehörig in der Welt, aber es wird weitergehen“, sagt Peter Pohl. „Wir wollen unseren Schwung behalten.“

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