Forscherin gewinnt neue Hinweise auf Ursache von Darmerkrankung Colitis ulcerosa
Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung und geht mit Bauchschmerzen, Durchfällen und Blutungen einher. Hinweise auf den genauen Entstehungsmechanismus der Krankheit hat nun eine Untersuchung der Heidelberger Forscherin Dr. Annika Braun geliefert. Die Assistenzärztin in der Abteilung für Gastroenterologie, Infektionskrankheiten, Vergiftungen an der Medizinischen Universitätsklinik (Ärztlicher Direktor: Prof. Wolfgang Stremmel) entwickelte eine Methode, um die Schleimschicht im Darm systematisch analysieren zu können, und wies damit nach, dass wesentliche Bestandteile, sogenannte Phospholipide, bei Colitis-ulcerosa-Patienten verändert sind.
Unter 100.000 Einwohnern gibt es etwa 3 bis 7 Neuerkrankungen von Colitis ulcerosa pro Jahr. Die Schleimschicht der Dickdarmwand ist stark reduziert und kann nicht mehr als Schutzschild gegen Bakterien, Magensaft oder andere Entzündungsreize wirken. Bisher weiß man allerdings noch nicht, wie genau die Zusammensetzung des Darmschleims bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen verändert ist, und welche Bedeutung das für die Entstehung der Krankheit hat. Diese Kenntnisse sind aber für einen optimalen Behandlungserfolg enorm wichtig.
Schleimschicht analysiert
Zunächst entwickelte Braun eine Methode, mit der man reinen Darmschleim für die Analyse gewinnen kann. Dafür eignete sich am besten ein steriler Baumwolltupfer, mit dem man während einer Darmspiegelung den Schleim an der Darmwand vorsichtig aufnehmen kann. Nach Auswaschen des Tupfers werden die enthaltenen Phospholipide in einem Nano-Massenspektrometer gemessen und weiter chemisch analysiert.
Braun untersuchte den Darmschleim von 21 Patienten mit Colitis ulcerosa, 10 mit Morbus Crohn - eine andere chronisch-entzündliche Darmerkrankung - und 29 gesunden Kontrollpersonen. Die Konzentrationen von Phosphatidylcholin und Lysophophatidylcholin im Darmschleim waren bei Colitis ulcerosa deutlich niedriger als bei Gesunden und Morbus-Crohn-Patienten. Die Arbeit der Gastroenterologin wurde Anfang Mai 2011 auf dem 117. Kongress der deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden mit dem "Norgine Gastro Award" ausgezeichnet. Die Wissenschaftlerin erhielt ein Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro.
Freude bei der Preisträgerin
"Es war uns wichtig, eine Methode für die Probenentnahme zu entwickeln, um eine Grundlage für weitere Forschungsprojekte zu haben", erklärt Braun. "Wir vermuten, dass das schützende Phosphatidylcholin aufgrund eines kombinierten Effektes reduziert ist. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass Phosphatidylcholin sowohl verstärkt enzymatisch abgebaut wird, z.B. durch bakterielle Enzyme, als auch vermindert produziert wird."
"Ich freue mich sehr über den Forschungspreis und möchte allen danken, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben", kommentiert Braun. Mit Phospholipiden hatte sie sich auch schon in ihrer Doktorarbeit beschäftigt. Seit 2004 arbeitet die frischgebackene Fachärztin als Assistentin an der Medizinischen Universitätsklinik in Heidelberg.
Der Norgine Gastro Award (NorGA)
Der NorGA wurde 2010 erstmals von der Norgine GmbH für herausragende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Gastroenterologie verliehen. Dazu sichtet eine Expertengruppe gastroenterologische Publikationen deutscher Forscher, die in den letzten 12 Monaten veröffentlicht wurden, und ermittelt daraus den Gewinner. Neben einem Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro erhält der Preisträger die Teilnahmegebühr für ein Gastroenterologie-Seminar im Wert von 600 Euro und die Möglichkeit, seine Ergebnisse auf diesem Seminar vorzustellen.