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Mit der Ausschreibung der Fördermaßnahme ‚Molekulare Bionik‘ betrat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg Neuland. Gefordert waren interdisziplinäre Ansätze, bei denen die Prinzipien der Biologie ingenieurwissenschaftlich oder chemisch-physikalisch umgesetzt und damit nutzbar gemacht werden. Acht Verbundprojekte aus den Themengebieten Klebemechanismen und Materialforschung einschließlich Materialien für das Tissue Engineering, chemische Katalyse und Biokatalyse, Energieerzeugung und -speicherung, Chiptechnologie und Optik wurden durch einen unabhängigen Gutachterkreis ausgewählt. Auf Empfehlung der Gutachter trafen sich die Geförderten, um ihre unterschiedlichen Ansätze im Bereich der Molekularen Bionik zu präsentieren und zu diskutieren.
In Baden-Württemberg gibt es schon seit längerem eine starke Forschung im Bereich Bionik: Mit dem Kompetenznetz Biomimetik unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Speck und Frau Dr. Speck verfügt Baden-Württemberg über die aktivste und nach außen sichtbarste Gruppierung der deutschen Bionik-Szene. Ein Ziel der eintägigen Veranstaltung am 11. November 2009 war, diese Expertise ebenfalls einzubeziehen. Etwa 50 Wissenschaftler trafen sich zum intensiven Erfahrungsaustausch in Freiburg. Prof. Speck und Dr. Speck unterstützten den Tag inhaltlich und organisatorisch. Wissenschaftler aller acht geförderten Projekte waren vertreten und präsentierten in halbstündigen Vorträgen ihre Vorhaben und erste Forschungsergebnisse.
Die ,,Molekulare Bionik" soll eine erkenntnisbasierte Brücke bauen zwischen den Struktur bildenden Prozessen in der Welt biologischer Systeme, der makromolekularen Betrachtung des molekularen Aufbaus derartiger Strukturen sowie der Ableitung und/oder Anwendung von nanoskopischen Effekten von Molekülverbünden, die der eigentlichen Struktur zusätzliche materialspezifische Eigenschaften geben.
„Der Begriff „Molekulare Bionik“ entstand, als ich mich im Rahmen der Antragstellung im Clusterwettbewerb „BioIndustrie 2021“ mit biobasierten Kunststoffen und Bio-Materialen auseinandergesetzt habe“, so Dr. Ralf Kindervater. „Hier standen sich die komplexe Welt der Biologie und die der atomar/molekular definierten Chemie gegenüber. Über die Definition der Bionik, dem Lernen aus biologischen Systemen und der Ableitung von skalierten Anwendungslösungen, kam mir die Idee, aus molekularen Strukturelementen bio-basierter Polymere auf neue Kunststoff-Materialen zu schließen. Die Ergebnisse der Ausschreibung und die jetzt gestarteten Projekte zeigen, dass dieser Gedankenansatz über die Biopolymere hinaus noch viel weiter greift. Ich bin stolz, mit meinen theoretischen Überlegungen eine derartige Vielzahl von interdisziplinären Projekten angeregt zu haben und danke dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst dafür, diesen interdisziplinären Ansatz unterstützt zu haben, ganz nach dem Motto: „das Unerwartete erwarten“.