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Supermännchen aus dem Labor

Lange Schwanzflossen sind sexyer als kurze – zumindest in den Augen weiblicher Schwertträgerfische. Denn bei den Weibchen dieser lebendgebärenden Zahnkarpfen herrscht Damenwahl, und sie suchen sich zur Paarung meist das attraktivste Männchen aus, eben das, welches das längste Schwert besitzt. Das Schwert ist Teil der Schwanzflosse, das sich durch Wachstum und Färbung in der Pubertät junger Männchen entwickelt.

Charles Darwin machte die Schwertträger berühmt, als er sie in seinem zweiten Buch (“Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl”) als Beispiel für seine Theorie der sexuellen Selektion heranzog.

Die Arbeitsgruppen von Gerrit Begemann und Axel Meyer an der Universität Konstanz haben nun heraus gefunden, wie das Schwert zu seiner Form kommt. Dabei waren Transplantationen einzelner Knochenstrahlen aus der Mitte des Schwerts besonders aufschlussreich, denn sie induzieren am oberen Rand der Schwanzflosse ein komplettes zweites Schwert aus dem benachbarten Gewebe. Diese Experimente dokumentieren erstmalig, dass einzelne Flossenstrahlen die Länge und die Form der Flosse maßgeblich bestimmen können.

Die Arbeit offenbart darüber hinaus eine erstaunliche Parallele zur Entwicklung der Gliedmaßen bei Wirbeltieren, deren Asymmetrie, beispielsweise vom Daumen zum kleinen Finger, im Embryo durch die organisierende Aktivität diffundierender Signalmoleküle reguliert wird. Wenn die Flossenform bei Fischen durch ähnliche Mechanismen reguliert wird, sollten weitere Studien Erkenntnisse darüber liefern, ob auch die zu Grunde liegenden molekularen Mechanismen zwischen vierbeinigen Wirbeltieren und Fischen konserviert sind.

Originalveröffentlichung:
Eibner, C., Pittlik, S., Meyer, A., Begemann, G.: An Organizer Controls the Development of the “Sword”, a Sexually Selected Trait in Swordtail Fish. Evolution & Development 10 (4):403-412. (2008)


Quelle: Universtät Konstanz - 02.07.08 (P)
Weitere Informationen:
PD Dr. Gerrit Begemann
Lehrstuhl für Zoologie und Evolutionsbiologie
Universität Konstanz
78464 Konstanz
Tel.: +49 7531 882881
Fax: +49 7531 883018
E-Mail: Gerrit.Begemann@uni-konstanz.de
Seiten-Adresse: https://www.gesundheitsindustrie-bw.de/fachbeitrag/pm/supermaennchen-aus-dem-labor