Trinationale Oberrheinregion: Projekte aus Bio-Medizin und Biomassenutzung erhalten Förderung
Anlässlich des offiziellen Festakts der Wissenschaftsoffensive am 4. Juli 2012 haben hochrangige Vertreter der Wissenschaftsministerien von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, der Région Alsace und der Europäischen Union sieben grenzüberschreitenden Leuchtturmprojekten ihre Förderbescheide überreicht. Vier der Projekte befassen sich mit bio-medizinischen Fragen, ein weiteres mit dem Thema Biomasse.
Die Wissenschaftsoffensive, eine europaweit einzigartige Initiative, ermöglicht erstmals eine gemeinsame Förderung exzellenter grenzüberschreitender Forschungsprojekte aus Mitteln der Bundesländer Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, der Région Alsace sowie der Europäischen Union. Die sieben ausgezeichneten Projekte mit einem Volumen von 10 Millionen Euro hatten sich im Rahmen eines internationalen Gutachterverfahrens aus einem Teilnehmerfeld von insgesamt 36 eingereichten Projektanträgen durchgesetzt.
Im Bereich Bio-Medizin werden vier Projekte gefördert
Die „Manifestationen seltener Krankheiten im Mund- und Zahnbereich: Aussichten für Diagnose und Therapie“ befasst sich mit genetisch bedingten Pathologien oder Anomalien der Mundhöhle und der Zähne. Diese sind ein oftmals missverstandener Aspekt seltener Krankheiten, deren eindeutige Diagnose mit Hilfe der Identifizierung der beteiligten Gene schwierig ist. Mit dem Ziel, die Kenntnisse dieser Pathologien, die Qualität der Diagnose, den Zugang zur Versorgung und die Behandlung der Patienten zu verbessern, vereint dieses Projekt Praktiker, Forscher, Patienten und Fachpersonal im Gesundheitswesen und kombiniert klinische, genetische, biologische und bio-informatische Ansätze für ein besseres Verständnis der Krankheit.
Kardiovaskuläre Erkrankungen (KVE) und deren Komplikationen sind eine der Hauptursachen für die Sterblichkeit des Menschen. Das Projekt „Genetische Mechanismen kardiovaskulärer Erkrankungen“ verfolgt die Entwicklung von funktionalen Ansätzen, um die Auswirkungen von mehreren genetischen Varianten, die mit KVE verbunden sind, genau zu definieren. Diese bessere Kenntnis der mit KVE assoziierten Gene und ihrer Wirkungsmechanismen würde dazu beitragen, individualisierte Präventions- und Behandlungsansätze zu entwickeln, die dem jeweiligen genetischen Kontext eines Patienten entsprechen.
Das dritte Projekt aus dem bio-medizinischen Bereich nennt sich „Neurogenese und Neuroprotektion zur Prävention neurologischer Erkrankungen oder der Wiederherstellung neurophysiologischer Funktionen“. Die Suche nach innovativen Therapien gegen neurodegenerative Erkrankungen stellt angesichts einer alternden Bevölkerung eine wichtige gesundheitspolitische Herausforderung dar. Vor allem auch mit dem Blick auf Traumata oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Das Projekt zielt auf das Verständnis der Krankheitsmechanismen sowie auf die Entwicklung von therapeutischen Lösungen zur effektiven Verhinderung oder Beseitigung von Schäden ab. Alzheimer- oder motorische und schmerzhafte Nervenleiden stehen im Mittelpunkt.
Ziel des Projekts „Chirale poröse Kristalle zur Racematspaltung“ am Karlsruher Institut für Technologie ist, die Qualität von Narkosegasen zu verbessern, die in mehr als 50 Millionen Operationen jährlich genutzt werden. Die Federführung liegt beim Institut für Organische Chemie des KIT, außerdem sind die Universitäten Kaiserslautern und Straßburg beteiligt. Narkosegase bestehen bislang aus mehreren Enantiomeren, also winzigen Molekülen, die sich zueinander spiegelbildlich (chiral) verhalten. Ein Molekül bildet dabei den aktiven, das andere den passiven Part. Im Projekt spalten die Wissenschaftler mit einer innovativen Technik dieses Narkosegasgemisch, um den aktiven Part der Moleküle, das Eutomer, herauszufiltern und auf diese Weise die Nebenwirkungen der gasförmigen Narkosemittel zu verringern.
Ein Projekt aus dem Bereich Biomasse wird gefördert
Das trinationale Projekt aus dem Bereich der Biomassenutzung nennt sich "Innovationen für eine nachhaltige Biomassenutzung in der Oberrheinregion". Das Projekt hat die Förderung der Biomassenutzung als erneuerbare Energie- und/oder Rohstoffquelle am Oberrhein zum Ziel. Das im Rahmen dieses Projekts vereinte trinationale wissenschaftliche Netzwerk untersucht parallel alle Bestandteile der Biomassewertschöpfungskette, um Szenarien zu verschiedenen Entwicklungsalternativen zu erstellen. Deren potentielle Auswirkungen werden unter Nachhaltigkeitskriterien analysiert, woraus einen Leitfaden zur nachhaltigen Biomassenutzung erstellt wird.