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Wissens- und Technologietransfer als gesellschaftlicher Auftrag

Um aus wissenschaftlichen Entdeckungen erfolgreiche Innovationen zu machen, die die Lebensqualität verbessern und die Wirtschaft fördern, ist ein Technologietransfer notwendig, der das aus öffentlich finanzierter Forschung geschaffene geistige Eigentum effizient verwertet. Das Bestreben, Forschungsergebnisse schnell aus dem Labor in klinische Behandlungsformen zum Nutzen der Patienten zu übersetzen, führt zu neuen strategischen Partnerschaften und Strukturen der translationalen Medizin.

Translationale Forschung steht für den schnellen Transfer „von der Laborbank zum Krankenbett“ © MPG

Forschung führt zu neuen Erkenntnissen. Daraus ergibt sich nicht ohne weiteres ein messbarer Nutzen. Das muss auch keineswegs immer das Ziel sein. Doch verweisen selbst Verfechter der reinen Wissenschaft darauf, dass viele große Innovationen aus der Grundlagenforschung, die keinen anderen Zweck als Neugierde und Erkenntnisdrang hatte, entstanden sind. Politik und Gesellschaft wären schlecht beraten, wollten sie diese Triebfeder menschlichen Fortschritts nicht mehr fördern. Jedoch wird von der Forschungsproduktion an öffentlichen Forschungseinrichtungen erwartet, dass sie für die Gesellschaft einen materiellen (oder auch immateriellen, aber erkennbaren) Nutzen bringt. Eine neue Erkenntnis oder Erfindung ist noch keine Innovation; diese entsteht erst aus der Durchsetzung einer technischen oder organisatorischen Neuerung am Markt oder in der Gesellschaft. Man kann davon ausgehen, dass eine zweckorientierte angewandte Forschung ein höheres Maß an Innovationen hervorbringt als zweckfreie Grundlagenforschung, obwohl der Erfolg letzten Endes nicht planbar ist. So ist es auch die angewandte Forschung, die bevorzugt von der öffentlichen Hand gefördert wird; Grundlagenforschung wird dann, besonders in der Biomedizin, eher als jene Forschung betrachtet, die sich mit den elementaren Bausteinen und Prozessen beschäftigt und bei der eine Anwendung nicht unmittelbar in Sicht ist, auf deren Ergebnissen aber die angewandte Forschung aufbaut. 

Biobanken wie die Gewebebank des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen, haben für die translationale Forschung zentrale Bedeutung © NCT

Um die Verwandlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in Innovationen zu erleichtern und zu beschleunigen, haben fast alle Hochschulen und Forschungszentren Technologietransferstellen eingerichtet. Sie sind Dienstleister an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, die vor allem die Aufgabe haben, das an ihrer Institution erzeugte geistige Eigentum („Intellectual Property", IP) zu identifizieren, zu schützen und zu nutzen. Sie zielen auf die wirtschaftliche Verwertung von IP, wobei die Erträge der Mutterorganisation zugutekommen und wieder in Forschung investiert werden können.

In den letzten Jahren ist der Begriff der translationalen Forschung sehr in Mode gekommen. Er hat für verschiedene Menschen recht unterschiedliche Bedeutung. Besonders häufig wird er in der Gesundheitsforschung verwendet und meint hier die enge Verzahnung zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung. Translationale Medizin umfasst die Erforschung der Krankheitsursachen im Labor, klinische Untersuchungen mit dem Ziel eines besseren Verständnisses der den Krankheiten zugrundeliegenden Mechanismen und schließlich die möglichst rasche Übersetzung von Forschungsergebnissen in neue oder verbesserte Behandlungsformen für die Patienten. Eine Gewinnerzielungsabsicht wie beim Technologietransfer kann eine Rolle spielen, steht aber nicht im Vordergrund.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) setzt sich stark für die translationale Medizin ein und hat strategische programmübergreifende Initiativen ins Leben gerufen, mit denen der schnelle Wissenstransfer „von der Laborbank ans Krankenbett" gefördert wird. Neben nationalen Schwerpunktzentren translationaler Forschung wie dem Nationalen Konsortium für Translationale Krebsforschung werden auch mit dem Aufbau lokaler Translationszentren, wie beispielsweise die Translationale Immunologie in Tübingen, in Kooperation mit den Universitätskliniken neue Infrastruktur-Plattformen geschaffen, die den Transfer aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung beschleunigen. So hat das BMBF jetzt das Wissenschaftsjahr 2011 unter das Motto „Forschung für unsere Gesundheit" gestellt und dabei als besonderen Schwerpunkt die translationale Medizin herausgehoben. Aber Kooperationen und strategische Allianzen zum Wissens- und Technologietransfer werden auch mit Partnern aus der pharmazeutischen Industrie und Chemie, mit Unternehmen der Biotechnologie sowie im Bereich der Medizintechnik, wie zum Beispiel von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz, abgeschlossen.

Seiten-Adresse: https://www.gesundheitsindustrie-bw.de/fachbeitrag/dossier/wissens-und-technologietransfer-als-gesellschaftlicher-auftrag